30. September 2006

Baskenland incl. Int. Filmfestival

Wie die Zeit vergeht! Schon sind die zwei Wochen Sprachkurs wieder vorbei. Erst Mitte der zweiten Woche erfahren wir, dass an diesem Freitag kein Unterricht ist, also entscheiden wir spontan, dass wir gleich am Donnerstag nach dem Kurs unsere Sachen packen und ins Baskenland fahren. Wochenenden in Burgos gibt es schließlich im Winter auch noch genug.

Erste Station von uns vier Mädels (außer mir noch Sarah, eine Amerikanierin, und die beiden Deutschen Heidi und Christine) ist Bilbao, wo wir übernachten werden. Als wir ankommen, bleibt noch genug Zeit, um das berühmte Guggenheim-Museum zu besichtigen. Es ist zwar zur Zeit nur eine Etage geöffnet, aber egal, wenn man schon mal in Bilbao ist, muss man sich das leisten. Es findet auch gerade eine Sonderausstellung von Richard Serra statt, die aber doch etwas zuviel "Kunst" für mich ist ... naja, sowas muss man eben mögen, und ich glaub ich versteh eben doch zu wenig von Kunst :-).

Am Abend erkunden wir die Altstadt, die zwar nicht groß ist, dafür aber umso mehr Bars hat. Es sieht so aus, als ob die halbe Stadt in diesen engen Altstadtgassen unterwegs ist, und das lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen! Am nächsten Morgen besteigen wir den „Hausberg“ von Bilbao, von wo aus man einen super Blick über die Altstadt hat. Gegen Mittag machen wir uns dann auf den Weg, um einige Orte an der Küste anzuschauen.

Das erste sehenswerte Städtchen ist Guernika/Gernika, das 1937 von der deutschen Luftwaffe in Schutt und Asche gebombt wurde. Picasso hat daraufhin sein berühmtes Werk „Guernika“ erstellt, das man (außer im Museum in Madrid) hier an einer Wand bewundern kann. Außerdem steht in Guernika der Stamm der tausendjährigen Eiche (und deren „Nachfolger“), der als baskisches Unabhängigkeitssymbol (und Nationalsymbol) gilt. Unter dieser Eiche hat früher der Ältestenrat getagt ... soviel also zur Geschichte!

Hier im Baskenland laufen außerdem die Polizisten (fast) alle mit der typischen roten Baskenmütze rum (so eine hab ich jetzt auch ... aber keine Angst, nur als Souvenir, nicht als tägliche Kopfbedeckung!), an so gut wie jeder Hausmauer sieht man ein Graffiti, das die baskische Unabhängigkeit verlangt und alles Geschriebene sieht ziemlich unaussprechlich aus (zur besseren Vorstellung einige Wörter: bisitarientzako, batzarretxearen, eleizkizunetarako, eraikintxo usw.; ja, diese Wörter gibt es wirklich, und noch viel mehr davon). Sarah meint, es hört sich eigentlich wie Deutsch an – naja, fast ;-).

Als nächstes bleiben wir in Lequeitio/Lekeitio stehen. Außer der für spanische Dörfer typischen Altstadt hat der Ort einen kleinen aber feinen Hafen und einen wunderbaren Strand – wie eigentlich jeder Ort hier an der Küste. Nachdem wir uns hier kurz aufgehalten haben, machen wir uns auf Quartiersuche, was aber gar nicht so einfach ist. Eigentlich wollen wir in San Sebastián/Donostia übernachten, doch wegen des Internationalen Filmfestivals ist dort keine günstige Unterkunft mehr zu bekommen. Schließlich finden wir freie Betten in Zarautz, nicht weit von San Sebastián.

Mit dem Auto fahren wir dann nach San Sebastián rein und finden natürlich keinen kostenlosen Parkplatz. Aber da schließlich Filmfestival ist ... Zuerst flanieren wir am Strand entlang, danach genießen wir vom Monte Urgull einen Blick über die Küste und die Stadt, bevor wir uns in die Altstadt vergraben und darauf warten, dass das Filmfestival so richtig auf Touren kommt. Angeblich kommen um kurz vor 22 Uhr die Stars am roten Teppich an, und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Um kurz nach 21 Uhr machen wir uns auf den Weg und als wir am Kongresszentrum beim Roten Teppich ankommen, haben wir Glück und stehen in der ersten Reihe, dort, wo die Promis aus den Limousinen aussteigen! Ich bin ja nicht so bewandert in der Filmbranche, aber schon bald kommen die ersten Stars, Regisseure, Schauspieler und was eben alles wichtig ist. Mit dabei auch Matt Dillon, der an diesem Abend eine Auszeichnung bekommt (neuester Film: Crash). Und das wird mir jetzt keiner glauben, aber er stand genau vor mir! (Das Foto ist echt und von mir!) Blöderweise hat er hier bei uns nur zwei Autogramme gegeben, von denen ich keins bekommen hab :-(. Aber egal, die Fotos und das Gefühl müssen reichen. Die Limousinen waren übrigens deutsche Wertarbeit – VWs mit deutschem Kennzeichen ;-)

Am Samstag ist das Wetter leider nicht so toll, am Morgen regnet es, und deswegen beschließen wir, nicht mehr an der Küste zu bleiben, sondern nach Süden Richtung Vitoria-Gasteiz zu fahren. Auf dem kurvigen aber wirklich sehenswerten Weg (bergig, alles grün, im Hintergrund Gebirge) kommen wir am Monasterio de Loyola vorbei, das Kloster vom Heiligen Ignatius, dem Gründer des Jesuitenordens. Danach fahren wir nach Arantzazu und Oñati, wo ich zwei Wochen vorher schon mal war. In Oñati findet gerade ein Markt statt, mit vielen Ständen mit Gemüse und Süßwaren, aber es scheint auch irgendwie eine Viehausstellung mitten im Ort zu sein. Fast alle Einwohner, auch die kleinsten Kinder, laufen in einer typischen Tracht durch die Straßen.

Danach schauen wir uns noch Vitoria an, aber da ich darüber auch schon mal geschrieben habe, erspare ich mir das hier. Auf jeden Fall war es wieder ein ereignisreiches Wochenende, an dem ich viel von Spanien gesehen habe – wieder ein Stück auf der Landkarte, das ich abhaken kann!

Zum Weggehen am Samstag Abend sind wir vier dann etwas zu müde ... aber dazu bleibt noch genug Zeit!

24. September 2006

Kantabrien-Rundfahrt

Endlich wieder Wochenende! Der Spanischkurs haut keinen so richtig vom Hocker, also planen wir schon die halbe Woche, was wir denn am Wochenende anstellen könnten. Schließlich beschließe ich, mit ein paar deutschen Mädels und einer Studentin aus Amerika durch Kantabrien zu fahren. Nur blöd, dass am Donnerstag in Galizien die Schule wegen einem Sturm ausfällt ... Kantabrien ist davon ja auch nicht weit weg. Egal, wird schon klappen. Irgendwas werden wir schon mitnehmen – und wirklich sollen wir eigentlich das ganze Wochenende Glück mit dem Wetter haben!

Also geht’s am Freitag gleich nach dem Kurs los. Die Landschaft nördlich von Burgos ist noch ziemlich öde, doch schon bald fahren wir ein wirklich eindrucksvollen Felslandschaften vorbei. Kurze Zeit später kommen wir an den Ebro-Stausee, in dem auch einige geflutete Dörfer zu sehen sein sollen. Doch wir sind auf der „falschen“ Seite, also fahren wir weiter. Erster Höhepunkt der Reise, den wir nach einer Fahrt durch sehr hügeliges oder besser schon gebirgiges Geländer erreichen (das irgendwie schon wie in Deutschland oder auch Irland aussieht), sind die Cuevas de Puente Viesgo. Das sind Höhlen, die vor über 100 Jahren entdeckt wurden, die ca. 15.000 Jahre alte Felszeichnungen. Wir besuchen die Cueva de Castillo. Es ist echt wahnsinnig beeindrucken, die riesigen Stalagmiten und Stalagtiten – und natürlich die Felszeichnungen zu sehen. Ich versteh zwar nicht alles von der Führung, aber auch die Geschichte dazu ist interessant. Leider darf man dort keine Fotos machen...

Nach diesen wahnsinnigen Eindrücken fahren wir weiter nach Santander, wo wir auch die Nacht verbringen werden. Endlich sehen wir auch das Meer! Nach kurzer Suche nach einer günstigen Unterkunft spazieren wir erstmal die Strandpromenade entlang. Ist schon schön, am Meer zu sein... Die Stadt selber ist nicht so wirklich der Wahnsinn, ist halt eher eine junge Stadt. Aber natürlich müssen wir noch die Kathedrale anschaun, die aber echt hässlich ist. Es gibt aber schöne Gebäude, doch komischerweise ist jedes davon eine Bank – und ein riesiges Casino, das eher ein Palast ist! Wir finden trotzdem ein gemütliches Viertel mit vielen Bars, die halbe Stadt sitzt auf den Treppen an den Plätzen und trinkt gemütlich ein Bierchen oder ein Glas Wein – wirklich tolles Ambiente!

Am Morgen nutzen wir dann gleich mal das tolle Wetter und einen ausgiebigen Strandspaziergang gemacht. Auf der Península de Magdalena, die eigentlich nur aus Park besteht, wandern wir dann auch noch rum, dort findet an den Wochenende Tennis-Davis-Cup statt – dementsprechend viele Leute sind also unterwegs! Gefrühstückt wird dann in der Sonne am Strand, mit Blick aufs Meer – sensationell! Schon allein wegen dem Strand ist die Stadt einen Besuch wert.

Mittags brechen wir auf, um einige Örtchen an der Kantabrischen Küste zu entdecken. Das erste, das wir erreichen, ist Santanilla del Mar. Das komplette Dorf ist mittelalterlich, mit Häusern aus Stein, und steht komplett unter Denkmalschutz. Wirklich nett! Liegt dann auch nicht fern, dass bei der Kulisse an dem Tag eine Hochzeit nach der anderen stattfindet!

Den nächsten Stop legen wir in Comillas ein, einem kleinen Städtchen an der Küste. Die Altstadt sieht auch sehr gemütlich aus. Hier steht auch ein Gebäude von Gaudí. Danach besuchen wir noch San Vicente de la Barquera, wo eine steinerne Arkadenbrücke steht. Ziemlich reizvolles Städtchen!

Spätnachmittags brechen wir dann auf Richtung Picos de Europa, der größte Gebirgszug der Kantabrischen Kordillere (immerhin mit Bergen von ca. 2.600 m Höhe). Schon von der Küste sehen die Berge wirklich beeindruckend aus, jedoch noch mehr, als wir uns durch eine enge Schlucht mitten hineinschlängeln. Auf beiden Seiten der Straße ragen die Felsen empor, ab und zu queren wir in engen Kurven das kleine Flüsschen bis wir schließlich Potes erreichen, einen kleinen Ort mitten im Gebirge, der aber hier noch einer der größeren ist und auch dementsprechend viele Gäste hat. Da ich einen super Reiseführer hab, finden wir auch gleiche eine sehr günstige Pension und machen uns auf den Weg, um für den Rest des Abends den Ort ein bisschen zu erkunden. Wirklich gemütlich, wie überall hier in der Gegend viele Steinhäuser, Kopfsteinpflaster und enge Gassen.

Am nächsten Morgen, als wir auf einen der Berge ca. 20 Kilometer weiter wollen, ist das Wetter leider nicht wirklich super, es schüttet und stürmt, die Seilbahn hat auch erst mal geschlossen. Also fahren wir den Weg wieder zurück nach Potes und frühstücken erst noch gemütlich. Wie schon am ganzen Wochenende haben wir Glück, der Himmel reißt auf – also wieder auf nach Fuente Dé und mit der Seilbahn (die schlappe 12,50 € kostet!) rauf auf den Berg, auf über 1.800 m. Obwohl das Wetter gut ist, weht ein wirklich starker Wind, die Temperatur hier oben ist 5 Grad, also mit Wind gefühlte -10 Grad oder so. Egal. Die tolle Aussicht von hier oben entschädigt, und natürlich machen wir eine kleine Wanderung, solange bis uns die Ohren abfrieren... Schon beeindruckend, die Berge, aber trotz der ganzen Felsen ist es doch am Fuß der wirklich hohen Spitzen noch grün. Zum Glück gibt’s da oben auch ein Café mit heißer Schokolade zum Aufwärmen!

Auf der Fahrt nach unten treffen wir wieder die Kühe und Pferde auf der Straße, denen wir schon auf der Hinfahrt begegnet sind – etwas kurios hier. Und es dauert auch noch einige Zeit, bis wir aus den Picos de Europa heraus sind. Unter anderem überqueren wir noch einen Gebirgspass und fahren an vielen uralten Dörfern vorbei. Schon idyllisch hier oben! Püntklich als wir den Nationalpark einigermaßen verlassen haben, fängt es auch schon wieder zu regnen an ... und als ich zuhause bin, erfahre ich, dass es in Burgos das ganze Wochenende ziemlich regnerisch und kalt war...

19. September 2006

Erster Tag an der Uni

Als ich gestern zum ersten Mal, seit ich in Spanien bin, relativ früh aufstehe (um halb 8), ist es noch ziemlich dämmrig und frisch. Das ist also der Grund, warum es abends so lange hell ist ;-) ... hier doch ein Stück westlich von Deutschland geht die Sonne logischerweise um einiges später auf und unter.


Also mache ich mich auf den Weg an die Uni, wo eine Informationsverstaltung für sämtliche ausländische Studenten stattfindet. Doch zuerst müssen wir uns eine Stunde lang einem Spanischtest unterziehen, der dann als Einstufung für den zweiwöchigen Kurs zählt. Danach überschütten sie uns mit Informationen, die ich alle verstehe ... ok – die beiden reden auch etwas langsamer und deutlicher als normal. Aber egal. Es wird schnell klar, dass Deutschland und Frankreich die Hauptfraktionen bilden. Von insgesamt etwa 90 Austauschstudenten (von denen aber erst etwa die Hälfte hier ist) sind etwa 20 oder 25 aus Deutschland, mindestens genauso viele aus Frankreich. Der Rest verteilt sich auf Mexiko, Brasilien, USA, Großbritannien, Italien, Polen, einige Asiaten und andere. Naja, gar nicht so gut, dass so viele Deutsche da sind ... jetzt am Anfang bilden sich automatische kleine „Ländergrüppchen“. Aber ich hoffe das ändert sich schnell. Die Franzosen schaden gar nicht, so kann ich wenigstens mein Französisch ein bisschen verbessern.


Als der Spanischkurs anfängt, bin ich doch ein bisschen überrascht, dass die meisten ziemlich gut sprechen können. Es sind nur ganz wenige dabei, die wirklich nur ein paar Brocken können. Ich bin in einem Kurs mit ziemlich hohem Niveau. In der Vorstellungsrunde bin ich eine der wenigen, die etwas im betriebswirtschaftlichen Bereich studiert; die meisten studieren Lehramt Spanisch und noch was – daher auch die guten Spanischkenntnisse! Aber verstehen tu ich die alle, ich kann eben nur noch nicht so flüssig reden wie verstehen. Wird schon werden die nächsten Tage und Wochen...


Am Abend dann die erste kleine Party mit den Austauschstudenten in einer Wohnung eines Deutschen – natürlich sind hauptsächlich Deutsche und Franzosen da, aber zum Glück reden wir doch relativ viel Spanisch – auf Englisch greift hier niemand zurück (aber wer erwartet das von den Franzosen?! ;-)). Liegt wohl doch daran, dass alle ziemlich gut Spanisch sprechen können!

17. September 2006

Vitoria-Gasteiz

Da das Wetter gerade nicht so der Wahnsinn ist (es ist ziemlich kalt und windig, auch meistens bewölkt), weckt eine Ausflug an die Nordküste Spaniens nicht gerade mein Interesse. Aber da ein Wochenende in der Wohnung auch nicht wirklich aufregend ist, muss eine Lösung her. Also entscheiden wir – Aurora und ich – nach Vitoria-Gasteiz zu fahren. Die Stadt ist Hauptstadt einer Provinz im Baskenland. Auf der Fahrt merkt man schon, dass sich von Kilometer zu Kilometer das Klima ändert. Die Hügel werden Grüner, ab und zu sieht man auch schon mal die ein oder andere Wiese. Und je näher wir and Vitoria kommen, umso fruchtbarer wird das Land. Man sieht Kühe auf den Weiden – die ersten, die ich hier in Spanien sehe!!! Die Landschaft erinnert schon ein bisschen an zuhause; hügelig, grün, bewaldet. Vitoria selbst schein auf den ersten Blick sehr industrielastig zu sein – zumindest die Vororte machen den Eindruck. Doch der täuscht natürlich gewaltig. Hier oben im Baskenland läuft die Wirtschaft rund, und das merkt man auch an der Stadt. Alles ist super gepflegt, überall sieht man Parks und Grünanlagen. Die meisten Häuserreihen sind gut renoviert. Doch auf der anderen Seite gibt die Sprache ziemliche Rätsel auf – unaussprechbar, wenn man die Wörter sieht, eine Mischung aus Chinesisch und Russisch ... oder so ähnlich :-). Aber die meisten sprechen ganz normales Spanisch, doch zwischendrin fängt man ein paar Sätze auf baskisch ein – komisch, komisch...

Wir finden gleich einen Parkplatz in der Nähe des Zentrums und machen uns gleich auf den Weg dorthin. Die Gassen sehen wirklich bezaubernd aus. Doch da es Samstag Nachmittag ist und Aurora wegen ihrer Arbeitszeiten sonst nie Zeit zum Shoppen hat, gehen wir erstmal ins Einkaufszentrum. Und das ist wirklich ein Zentrum. Hunderte von Läden, über drei Stockwerke und hunderte Meter Länge verteilt. Sowas hat man noch nicht gesehen! Meine Mitbewohnerin schlägt dann auch gleich richtig zu, ich habe in den Menschenmassen nicht wirklich Lust zum Einkaufen – außerdem fehlt ja einem Studenten grundsätzlich das Geld für sowas...

Es ist schon ziemlich spät, als wir uns auf die Suche nach einer günstigen Pension bzw. einem Hostal machen – schließlich finden wir ein relativ günstiges im Zentrum. Endlich was essen! Inzwischen ist die Stadt auch aufgewacht – am Nachmittag hat man kaum Leute auf der Straße gesehen, aber jetzt lebt die Stadt. Wir ziehen von Bar zu Bar wie das hier in Spanien so üblich ist, hier ein caña oder cerveza, dort ein paar pinchos, und so geht das den ganzen Abend, bis wir irgendwo hängenbleiben. Schließlich fallen wir todmüde ins wirklich gemütliche Bett...

Am Sonntag steht dann das Touristenprogramm an. Wir spazieren durch die Straßen und finden auch gleich ein kleines Café in der Fußgängerzone, wo wir ein paar Häppchen frühstücken. Vitoria hat nicht wirklich großartige Sehenswürdigkeiten zu bieten, außer vielleicht die Kathedralen. Aber der Allgemeineindruck ist sehr schön. Allein schon die vielen kleinen Parks, die liebevoll angelegt sind, oder die zahlreichen Alleen. Außerdem stehen dort wirklich sehenswerte (und offensichtlich ziemlich teure) Häuser oder besser Villen rum. Man sieht eben einfach den Wohlstand in der Stadt. Auch an der Vielzahl der Geschäfte in der Innenstadt. In den Gassen der Altstadt reiht sich eine Bar an die andere. Inzwischen ist die Sonne rausgekommen und es ist angenehm warm.

Nach vielen Kilometern, die wir durch die kleinen Straßen der Stadt gegangen sind, entscheiden wir uns, noch ein S
tück weiter in den Norden zu fahren. Die Gegend ist wunderschön, ziemlich hügelig, aber alles bewaldet oder Weidefläche. So schlängelt sich die Straße weiter, bis wir Oñati erreichen, ein kleines Städtchen zwischen Vitoria und San Sebastian. Es liegt wirklich malerisch zwischen den Hügeln. Wir machen einen kleinen Rundgang durch die Stadt, bis wir an den Hauptplatz kommen, wo gerade eine Fest im Gange ist – wie es scheint, für sämtliche Kinder der Stadt, die in Trachten gekleidet sind. Zufällig treffen wir dann Bekannte von Aurora, die uns dann – wie nicht anders zu erwarten – von einer Bar in die nächste schleppen ... als Autofahrer muss man da wohl oder übel etwas anderes als Bier oder Wein trinken (was aber um diese Tageszeit – früher Nachmittag – nicht allzu schwer fällt). Wir essen noch in dem Ort und fahren dann weiter, ein Stück bergauf, wo in der äußerst reizvollen Landschaft und am definitiven Ende der Straße eine Basilika (und ein paar Hotels) steht, die doch etwas merkwürdig ist für Spanien ... sehr avantgardistisch und Geschmackssache. Daneben ein wirklich häßliches Kongresszentrum – naja, gut dass die Landschaft und die Aussicht dafür fantastisch sind. Ein kleiner Spaziergang (obwohl man hier angeblich super wandern kann) reicht dann auch für dieses Wochenende und wir machen uns auf den Weg zurück nach Burgos. Ich bin schon gespannt, wie der Rest des Baskenlandese und Nordspaniens aussieht und freu mich auf die nächsten Wochenenden!

10. September 2006

Spanische Fiesta

Das Wochenende ist richtig aufregend. Ich erlebe Spanien quasi von seiner natürlichsten Seite. Im Heimatdorf meiner Mitbewohnerin Aurora, Sotillo del Rincón, findet ein großes Fest statt, wie sie hier in Spanien eigentlich alltäglich sind. Jedes Dorf hat zwei Heilige, also wird zweimal im Jahr ein riesiges Fest ausgerichtet – aber nicht nur an einem Abend, sondern von Donnerstag bis Sonntag. Außer diesen Festlichkeiten ist dann in dem Dorf nicht viel los. Wir sind also am Samstag nach Sotillo del Rincón gefahren, ca. 130 Kilometer südöstlich von Burgos. Dort war die Party schon voll im Gange als wir angekommen sind, und das um 2 Uhr nachmittags. Das ganze Dorf ist anwesend, egal ob Kleinkind oder Rentner. Jeder trinkt und tanzt und ist total ausgelassen. Die Spanier sind ja generell sehr temperamentvoll, aber mit sowas hab ich nicht gerechnet. Aurora kennt natürlich das ganze Dorf, und es dauert auch eine Zeit, bis sie mir alle vorgestellt hat. Die nehmen mich auch gleich ganz herzlich auf, von Deutschen haben die Spanier ja sowieso schon mal eine gute Meinung. Unzählige Leute sind Verwandte von Aurora, und mit denen ziehen wir dann am Nachmittag (hier in Spanien Mittagessen) zum Haus von Auroras Eltern. Dort wird dann einige Stunden lang gegessen ohne Ende und noch mehr getrunken (es gibt typische Gerichte aus der Region, ich muss anstandshalber und natürlich auch aus Neugier den Eintopf aus Bohnen, Schweineohren, Zunge und Schwanz probieren; außerdem gibt es eingelegtes Kalbsfleisch, einen Eintopf mit Stierfleisch, Muscheln, Chorizo und eingelegtes Gemüse – eigentlich alles richtig lecker bis auf die Ohren, Zunge und den Schwanz!), und schon geht es wieder zurück ins einzige Wirtshaus im Dorf, wo die Band schon wieder spielt. Das Dorf und die ganze Gegend ist wirklich schön, überall Hügel, die mit Pinien und anderen Bäumen bewaldet sind, ein kleiner Fluss, der das Dorf in „arriba“ (oben) und „abajo“ (unten) teilt, und die ganzen kleinen Häuschen mit niedlichen Gärten und wirklich liebevoll gepflegt. Die Leute sind sehr aufgeschlossen und herzlich, im Dorf stehen generell alle Türen den ganzen Tag offen. Das Dorf ist nur im Sommer wirklich bewohnt, im Winter wohnen fast alle der ca. 1.000 Einwohner im nahegelegenen Soria, da es in Sotilla wirklich kalt ist und das Dorf dann wie ausgestorben ist.


Wir tanzen und trinken gemütlich weiter. Hier ist es üblich, dass eine Person gleich immer für die ganze Runde bestellt, plötzlich hat man wieder ein neues Bier in der Hand. Es ist überhaupt wirklich faszinierend, wieviel die Spanier trinken! Ich glaub, die trinken ernsthaft mehr Bier als wir in Bayern! Und das zweite Laster ist das Rauchen. Die Leute, die ich sehe und kennenlerne und nicht rauchen, kann ich an einer Hand abzählen. Aber das tut ja der Stimmung keinen Abbruch, alle tanzen und feiern bis früh am Morgen, einige gehen mal für ein paar Stunden kurz schlafen und tauchen dann plötzlich wieder auf.



Am nächsten Morgen bzw. Mittag nach dem Aufstehen und einem kleinen Frühstück gehen wir durchs Dorf, wo alle schon wieder in irgendeinem Garten oder auf einer Bank sitzen. Kurze Zeit später sind wieder alle im Wirtshaus, die Älteren kommen von der Kirche, die gleich daneben ist und wo am Sonntag die Prozession für den Dorfheiligen stattfindet (hier läuten sie die Kirchenglocken noch manuell!). Die meisten sind noch etwas angeschlagen und trinken Wasser oder Cola, doch dann gibt es die wirklich hartgesottenen, die schon wieder ein Bierchen nach dem anderen trinken. Der Wirt und einige Männer vom Dorf kochen bei offenem Feuer in einem riesigen Topf für das halbe Dorf irgendeinen Eintopf. Gegen 2 oder 3 Uhr verschwinden dann viele nach Hause zum Mittagessen. Bei uns gibt es Fischsuppe, eingelegte Sardellen, einen Eintopf mit Stierfleisch (von einem Stier, der einem Stierkampf zum Opfer fiel) und Melone. Sehr lecker.


Kurz danach machen wir uns wieder auf dem Weg zurück nach Burgos, aber nicht ohne dass uns die Eltern von Aurora noch leckere Chorizo und Gemüse einpacken. Auf dem Weg zurück fahren wir bei der alten Arbeitsstätte von Aurora vorbei, einem sehr gemütlichen Campingplatz im Wald, wo sie an der Bar gearbeitet hat. Außerdem steht dort ein Häuschen mitten zwischen den Bäumen, wo ihr Ex-Freund wohnt. Dieses Haus ist richtig klasse – total abgelegen und versteckt, wie man sich ein Hexenhäuschen vorstellt (aber mit Kühlschrank, Fernseher und Badewanne)!


Müde kommen wir dann nach einem fantastischen und erlebnisreichen Wochenende wieder in Burgos an ... und es wird bestimmt nicht das letzte Fest gewesen sein. Die Dorfbewohner sagen alle, ich soll mit Aurora wiederkommen. Bestimmt!

7. September 2006

Burgos

Nach hügeligem Gelände, vorbei an mehreren kleinen Städten und Dörfern, erreiche ich nach fast 4.000 Kilometern Fahrt schließlich Burgos – das Ziel der Reise und Aufenthaltsort für das nächste halbe Jahr. Von der Straße aus sieht man über die Stadt, die ca. 170.000 Einwohner hat und somit relativ überschaubar ist. In Spanien ist sie sehr bekannt, weil Nationalheld El Cid hier geboren wurde. Außerdem liegt die Stadt am Camino de Santiago, dem ca. 800 Kilometer langen Weg, der durch ganz Nordspanien bis nach Santiago de Compostella führt, und den viele Pilger zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto nehmen (dementsprechend viele Pilger, bepackt mit riesigen Rucksäcken, sieht man hier).


Als ich am Plaza Mayor aus der Tiefgarage komme, fühle ich mich gleich ziemlich wohl. Etwa 30 Grad, Sonnenschein, und ein wunderbarer weiter Platz mit tollen Häusern. Nur wenige Meter weiter die Kathedrale, wirklich ein Prachtbau, und die drittgrößte in Spanien; gleich dahinter geht es hinauf zu den Ruinen der Burg, von der man die gesamte Stadt überblicken kann. Am kleinen Fluss Arlanzón liegt eine wunderbare Promenade. Die vielen kleinen Geschäfte in den Gassen, die größtenteils Fußgängerzone sind, laden zum Bummeln ein, die Cafés und Bars werde ich in den nächsten Monaten bestimmt zur Genüge unter die Lupe nehmen können. Nach einem kurzen Rundgang bin ich ziemlich erleichtert, denn ich hatte ja keine Vorstellung, was mich hier erwartet. Aber ich kann sagen, dass die Stadt sehr zum Wohnen einlädt, sehr freundlich ist und ich mich hier äußerlich schon mal sehr wohlfühle. Der Rest hängt dann von anderen Faktoren ab ...

Jetzt mache ich mich auf die Suche nach der Pension, die der Reiseführer anpreist. Ich werde nicht enttäuscht, sie liegt direkt in der Innenstadt, ist wirklich günstig, und auch sehr sauber. Endlich mein eigenes Zimmer, ohne irgendwelche Zimmernachbarn. Trotzdem ist es immer noch keine feste Bleibe.


Nachdem ich mich mit einer Karte der Stadt und einigen Informationen vom Tourismusbüro ausgestattet habe, muss eine Karte fürs Handy her – denn ohne lässt sich schwer eine Wohnung finden. Der nächste Weg führt an die Uni. Sie befindet sich etwas außerhalb vom Zentrum und ich bin wirklich überrascht – neue Gebäude und sehr überschaubar. Doch schon bald erfahre ich, dass die Uni ca. 10.000 Studenten hat. So ziemlich jede Fakultät hat ihr eigenes Gebäude, und die sind alle ein bisschen verstreut.


Unglücklicherweise bin ich doch etwas früh dran Anfang September, die meisten Infos für die Austauschstudenten sind noch nicht zusammengestellt, also auch nicht eine aktuelle Liste mit Wohnungen. Auch die meisten Mitarbeiter der Uni sind noch im Urlaub ... also mache ich mich mehr oder weniger auf eigene Faust auf die Suche und rufe einige Nummern an, die an verschiedenen Schwarzen Brettern angeschlagen sind. Leider sind die meisten Wohnungen davon schon weg. Ich bin außerdem noch etwas unschlüssig, ob ich eine Wohnung in der Nähe der Uni oder im Zentrum nehmen soll – hat beides Vor- und Nachteile, auf jeden Fall soll es eine WG mit SpanierInnen sein.


Da sich im Bereich der Uni außer ein paar neuen Wohngebieten auf den ersten Blick nicht viel Aufregendes befindet, entscheide ich mich schließlich für das Zentrum, die Preise variieren kaum nach Wohngebiet, eher nach Ausstattung der Wohnung. Die erste Wohnung, die ich besichtige, liegt ca. 10 Minuten zu Fuß von der Innenstadt im engeren Sinn in einer sehr ruhigen Gegend: keine Hauptverkehrsstraßen, wo es tagsüber laut ist, keine Kneipengegend wo es nachts laut ist, und in einem neu renovierten Haus. Sie ist im fünften Stock mit Blick über die Stadt und auf die Burg und Kathedrale, hat außer den drei Schlafzimmern zwei Bäder, eine Küche und ein geräumiges Wohnzimmer. Bewohner sind zwei sehr nette Spanierinnen, die Miete passt auch. Hört und schaut sich alles ziemlich perfekt an. Ich sage noch nicht zu, überlege noch ein paar Tage. Blöderweise ist an der Uni auch nichts zu bekommen am Wochenende und die Nummern, die ich habe, erreiche ich entweder nicht oder die Wohnungen sind schon weg – schließlich sage ich am Sonntag zu und ziehe auch gleich ein. Wie es der Zufall so will, kann ich vor der Haustür kostenlos parken ... Endlich wirklich am Ziel!


Also erstmal auspacken – und Wäsche waschen! Das Zimmer sieht noch ziemlich unbewohnt aus, also kaufe ich in den nächsten Tagen noch einige Dekosachen, damit ich mich dann auch aufhalten kann hier – und fleißig spanisch lernen kann. :-)


Meine Mitbewohnerinnen arbeiten beide und sind ca. 30 Jahre alt. Die eine, Cristina, ist Anwältin, sie spricht auch englisch und italienisch, ist aber meistens nicht in der Wohnung, da sie normalerweise bei ihrem Freund wohnt. Die andere, Aurora, arbeitet bei einer Telefongesellschaft und kann nur spanisch. Sehr gut, dann muss ich mich also richtig reinhängen. Klar, unsere ersten Gespräche verlaufen auf eher niedrigem Niveau, es ist ziemlich schwierig auszudrücken, was man denkt und sagen will. Aber das wird schon werden. Sie hilft mir auch gleich, einen Internetanschluss zu organisieren.


Gleich um die Ecke befindet sich ein großer Supermarkt, in dem man wirklich alles bekommt, was man zum Leben braucht. Es gibt auch viele deutsche Marken hier, mehr als ich erwartet hab. Ein paar Straßen weiter ist gleich ein Lidl, der wirklich genauso aussieht, wie in Deutschland, es gibt auch viele Marken mit deutscher Aufschrift! Außerdem hab ich auch schon einen Spar entdeckt. Aber viel interessanter sind die kleinen spanischen Läden, die oft nur wie ein etwas größerer Gang aussehen und in die nur ein paar Leute reinpassen. Ungefähr in jeder noch so kleinen Straße ist ein Obst- und Gemüseladen und irgendein Schreibwarenladen. An vielen Ecken dann die Tabakgeschäfte, und an den größeren Straßenkreuzungen Zeitschriftenstände. Das kurioseste Geschäft, das ich bis jetzte gesehen habe, ist eine Eiergeschäft. Ja, richtig gelesen, ein Geschäft, in dem es stapelweise Eier zu kaufen gibt – und zwar nur Eier!


Ein bisschen komisch ist auch, dass es bei Hosen hier generell nur eine Einheitslänge gibt – und die ist natürlich für mich etwas zu lang. Also was machen? Gut, Jeans kann man raufkrempeln ... aber Stoffhosen? Hier ist es für viele ganz normal, nach dem Einkaufen als erstes zu einer Art Näherei zu gehen und sich die Hosen kürzen zu lassen!


In den nächsten Tage gehe ich viel durch die Stadt und schau mir die Straßen, Läden und Leute an. Ansonsten hab ich im Moment nicht viel zu tun, da mein Spanischkurs erst Mitte September anfängt und ich doch früher als geplant angekommen bin. Erst denke ich darüber nach, noch an die Küste im Norden zu fahren, doch dann bin ich erstmal froh, nicht viel zu tun zu haben und nicht ständig auf der Reise zu sein. Für Ausflüge kommen noch genügend Wochenenden ... ich genieße also erstmal meine vorübergehend neue Heimat und das schöne Wetter. Wenn ich meiner Mitbewohnerin glaube, ist es nämlich nicht normal, dass es um diese Jahreszeit noch so warm und schön ist. Es könnte also jederzeit Herbst werden, was hier in Nordspanien ganz normal ist, genauso wie Winter ... hier herrscht Kontinentalklima, und es ist eben nicht das ganze Jahr heiß.


Das spanische Fernsehprogramm hab ich auch schon getestet – es kommt mindestens genauso viel Unsinn wie in Deutschland. Ich versteh natürlich nicht wirklich alles, doch das wird schon werden. Bei den Serien und Filmen gibt es meistens Untertitel, das erleichtert es um einiges. Außerdem haben wir CNN, da kann ich zumindest mal die Nachrichten auf englisch schauen. Dann gibt es auch Eurosport, mal auf englisch, mal auf deutsch, und VivaPlus auch. Und der Hammer überhaupt: in Spanien haben sie ernsthaft den schlechtesten deutschen Fernsehsender überhaupt: 9Live!! Naja, wenn sie sonst nix zu tun haben ... ;-)

3. September 2006

Tour to Burgos

Hier also erstmal eine Reisebeschreibung von meinem Trip nach Burgos, wo ich mich das nächste halbe Jahr aufhalten und ein Semester studieren werde:

DEUTSCHLAND/ÖSTERREICH:

19.08.2006, 2:30 Uhr: Der Wecker klingelt zum letzten Mal für längere Zeit zuhause in Deutschland. Nach einem kleinen Frühstück oder besser Nachtmahl geht es auch schon los, mit einem kleinen Umweg über Mühldorf, wo mein Mitfahrer Christian wohnt, der im nächsten Semester in Madrid studieren wird und mir auf der Fahrt Gesellschaft leisten wird.

Letzter Stopp vor der ersten Grenze ist Kiefersfelden, damit uns die Ösis nicht gleich am ersten Tag wegen fehlendem „Biggal“ aus dem Verkehr ziehen. Die österreichische Maut wird auch die teuerste sein, die wir auf der ganzen Fahrt zahlen (es soll auch der längste Abschnitt auf einer Autobahn werden, wobei wir uns ca. 140 € Maut sparen). Auf direktem Weg geht es dann Richtung Brenner, wo schon richtig viel los ist um diese Uhrzeit. Außerdem ist das Wetter gleich so richtig schlecht. Als es dämmert, schaut es auch noch gar nicht so gut aus Richtung Süden.

ITALIEN:

Auch nach der Grenze scheint das Wetter nicht wirklich besser zu werden. Unser erster geplanter Halt am Gardasee wird wohl nix ... Aber auf Mafia und Kumpanen (oder wer da auch immer Einfluss hat in Italien) ist Verlass, und kurz vor dem Gardasee wird das Wetter besser. In Riva di Garda halten wir dann das erste Mal, quasi ein Frühstücksstopp um kurz vor 9 Uhr (eigentlich eine gute Fahrzeit, ab Mühldorf ca. 4,5 Stunden!). Der Ort ist top gepflegt, man fühlt sich wie im Cluburlaub. Die Touristenwelt rund um den Gardasee scheint noch zu schlafen, die Italiener putzen die Boote für den Besucheransturm. Die Kulisse um den See ist gigantisch und lädt eigentlich zu einem Aktivurlaub ein! Ein paar Segelboote und Surfer sind schon unterwegs, und man müsste jetzt Mountainbike oder Rennrad auspacken. Aber das wird dann einer der nächsten Urlaube ...

Da es zum Baden noch ein bisschen frisch ist, entscheiden wir uns, an der Westseite des Sees Richtung Süden zu fahren. Besser wäre wohl die Ostseite gewesen, denn hier fährt man meist in Tunnels. Aber trotzdem haben wir einen guten Blick auf den See und auf die immer mehr werdenden Surfer und Kite-Surfer. Doch leider zieht auch der Himmel wieder etwas zu. Nach einigen kleiner Ortschaften halten wir kurz vor Salò, um ein, zwei Stündchen unter einem Olivenbaum zu dösen. Leider ist es durch Wind und Bewölkung etwas zu kühl, um in den See zu springen. Also fahren wir früher als geplant kurz nach Mittag weiter Richtung Mailand, da keine Wetterbesserung in Sicht ist.

Auf dem Weg nach Mailand nehmen wir natürlich nicht die Autobahn, sondern eine Art Bundesstraße. Zumindest sieht das auf der Karte so aus. Aber kurioserweise haben die Italiener durchschnittlich nach jedem Kilometer für jede noch so kleine Kreuzung einen Kreisverkehr gebaut ... aber keinen Kreisverkehr, wie wir ihn kennen, sondern etwas größer dimensioniert, so dass ihn auch der längste Schwertransporter fahren kann. Und das geht so weiter bis nach Spanien – ok, nicht mehr ganz so häufig, aber trotzdem. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in den letzten zwei Wochen mehr Kreisverkehre gefahren bin, als in meinem bisherigen Leben insgesamt! Und was noch dazukommt: etwa an jedem fünften Kreisverkehr steht eine Tankstelle (also eine auf der linken und eine auf der rechten Seite). Nur blöderweise haben die alle am Wochenende geschlossen, weil sie so klein sind, oder sind sowieso nur SB-Tankstellen (an denen man dann eben nur mit Bargeld oder mit einer italienischen Bankcard zahlen kann). Die Beschilderung ist auch etwas gewöhnungsbedürftig, richtig gut angeschrieben ist eigentlich nicht wirklich was. Aber was will man mehr erwarten, an die Deutschen kommt in Sachen Perfektion eben keiner ran, weder die Italiener noch die Franzosen noch die Spanier. ;-)

Jetzt ist das Wetter auch um einiges besser, noch einige kleine Regenschauer (das sollen dann auch die letzten gewesen sein für den Rest der Fahrt!), und dann erreichen wir nach einer landschaftlich außer Kreisverkehr und Tankstelle nicht sehr reizvollen Fahrt auch schon Mailand. Dort fahren wir auch gleich mal eine Ewigkeit durch die Stadt, weil wir natürlich keinen Stadtplan haben und in unserem Jugendherbergsführer die denkbar schlechtesten Karten und natürlich keine Beschreibungen drin sind. Logischer Gedankengang: ins Zentrum fahren (da wird am Samstag schon irgendwas offen haben) und nach dem Weg und einer Karte fragen. Nächstes Problem: Parken in Mailand. Neben der Straße meist verboten, und wenn erlaubt, dann ist natürlich keiner frei. Also in den nächsten beschilderten Parkplatz. Die Überraschung kommt, als wir natürlich ohne Karte aber zumindest mit einer ungefähren Ahnung vom Weg wieder zum Auto kommen: 5 € für 20 Minuten parken ... Gut, war dann auch egal.

Mailand scheint wie ausgestorben, keine Menschen, kein Verkehr, gar nix. Es ist zwar gerade Hauptferienzeit in Italien, aber muss denn dann eine Großstadt aussterben?

Nach einiger Zeit finden wir auch die Jugendherberge. Natürlich im Mehrbettzimmer und mit Dusche auf dem Gang, aber was will man in einer Jugendherberge anderes erwarten? Ist ja auch nur für eine Nacht ... und noch zwei weitere Wochen.

Nächstes Ziel ist, die Stadt zu erkunden und alles zu sehen, was ein Tourist eben so sehen muss. Also mit der Metro (die übrigens auch menschenleer ist) rein in die Innenstadt und schaun, was uns erwartet. Da wir Touristen sind und für keine Stadt wirklich langen Aufenthalt geplant haben, folgen wir brav den Vorschlägen im Reiseführer. Es gibt auch einige wirklich sehenswerte Gebäude, unter anderem den Dom, der aber natürlich abends schon geschlossen hat. Die weltberühmte Oper Scala steht in Mailand, außerdem statten wir noch der Burg einen Besuch ab. Dort sind dann auch gleich 2 Bierzelte aufgestellt ... aber komischerweise sehen wir nur ältere Leute (also so 60 Jahre aufwärts). Bei uns würden die alle im Bierzelt bei Kaffee und Kuchen sitzen, aber nicht so in Italien: bis spät in die Nacht tanzt – ungelogen – das gesamte Bierzelt zu richtig moderner Musik! Gut, hin und wieder ist auch ein Tango dabei, aber die spulen das runter wie wir vielleicht einen Fox! Da könnten sich die deutschen Senioren mal eine Scheibe abschneiden ...

Nach einem ausgedehnten Stadtbummel reicht es dann auch für den ersten sehr sehr langen Tag.

Am nächsten Tag steht die „Besteigung“ des Doms an (besichtigen durften wir ihn leider nicht, weil ich etwas zu leicht gekleidet war) – dort kann man nämlich auf dem Dach rumgehen und den Blick über die Stadt genießen. Die Stadt selber ist übrigens nach meinem kurzen Einblick nicht wirklich der Hammer, Industriestadt eben.

Ein Besuch i
m Fussballstadion San Siro (das nicht weit von der Jugendherberge weg ist), musste natürlich auch noch sein. Leider kostet es 12 € Eintritt, und das ist dann doch bisschen viel (genauso sollte es dann auch in den meisten anderen Städten bei interessanten und sehenswerten Bauten sein); also muss ein Blick von außen reichen.

Über Pavia und Piacenza geht es weiter nach Parma, wo wir unsere „Mittagspause“ verbrachten. Dort, von wo der Parmaschinken herkommt, ist natürlich auch nix los, wie wohl überall in Italien, wo grad keine Küste ist. Ist ein schönes kleines Städchen, das durchaus mal einen Besuch wert ist wenn man in der Gegend ist (wie die meisten kleinen Städtchen dort in der Emilia-Romagna).

Aufgrund der vielen Fahrerei und Zeit, die wir im Auto verbringen, entscheiden wir, nicht mehr nach Bologna und Florenz zu fahren, sondern über Modena in Richtung Süden und Pisa. Landschaftlich auf jeden Fall reizvoll ist die Fahrt von Modena nach Lucca. Es ist zwar eine große Straße auf der Karte – und das ist sie auch die ersten Kilometer. Doch schon nach kurzer Zeit wird es sehr kurvig und bergig und bald haben wir einen tollen Ausblick nach hinten über die zurückgelassenen Berge und nach vorne auf die noch bevorstehenden und noch viel größeren. Mir schwant, dass die Strecke einige Zeit dauern wird, wenn das so weitergeht. Und es geht so weiter, sogar noch etwas heftiger. Der Verkehr wird immer weniger, die Straßen enger, kurviger und bergiger und die Dörfer kleiner und abgelegener – was aber nicht heißen soll, dass dort niemand wohnt! Überall an den bewaldeten Berghängen sieht man Kirchturmspitzen und einige Häusergruppen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von vielleicht 40 km/h schlängeln wir uns aufwärts, sogar die Beschilderung für eine Liftanlage sehen wir. Als endlich die Bergspitze erreicht scheint, führt die Straße um den Berg – und schon die nächsten Gipfel sind in Sicht! Es dämmert, als wir Abetone erreichen – jetzt wissen wir auch, dass das ein Gebirgspass ist und wir uns gerade auf 1.388 Meter über Meeresspiegel befinden. Hier kommt auch der Lift an, der irgendwo vor langer Zeit beschildert war. Außer einigen Touristenhotels, Restaurants und den alten Bergbewohnern gibts es hier oben nicht viel. Von da an geht es dann auch meistens bergab, natürlich genau so langsam, wie vorher bergauf. Da es schon dunkel ist, sieht man jetzt überall kleine Lichtflecken an den Hängen.

Nach etwa vier Stunden Fahrt erreichen wir dann endlich Lucca, wo wir übernachten. Die Jugendherberge gleicht hier eher einem Hotel als einer Herberge! Hier in Lucca würde ich auch mehr Zeit verbringen beim nächsten Mal, denn die Stadt sieht sehr gemütlich aus.

Früh am Morgen brechen wir auf nach Pisa, das nur noch wenige Kilometer entfernt ist. Vor dem großen Besucheransturm erreichen wir den Domplatz mit dem berühmten. Studenten wie uns bleibt aber ein Aufstieg auf den Turm mangels Masse verwehrt (der kostet schlappe 15 €!). Also entscheiden wir uns für die günstige Variante des Stadtrundgangs und italienisches Eis (das in Italien für deutsche Verhältnisse wirklich sauteuer ist: unter 1,50 € pro Kugel geht da gar nix). Die Stadt selber reißt uns nicht vom Hocker, die besteht zumindest in Turmnähe hauptsächlich aus relativ verfallenen bzw. nicht renovierten Häusern.

Also machen wir uns auf den Weg Richtung Genua, wo die nächste Übernachtung sein wird. Da wir den größten Teil des Wegs vor einem ersehnten Strandbesuch absolvieren wollen, steht uns erstmal ein längerer Abschnitt Küstenstraße bevor. Diese Straße entpuppt sich dann während der ersten paar Stunden wieder als Gebirgspass etwas abseits der Küste, doch dann werden die Fahrkünste belohnt und endlich ist der Blick frei aufs Meer. Hoch über der Küste und vielen kleinen Dörfern und Städtchen, die sehr einladend und ruhig aussehen, geht es kurvig weiter.

Kurz vor Genua, auf der Halbinsel von Portofino, dann endlich der ersehnte Halt am Strand von Ragallo. Leider sind wir am Nachmittag schon etwas spät dran für die schönen Sandstrände mit Liegestuhl, doch am etwas grobkörnigeren Strand nebenan finden wir noch mühelos ein Plätzchen neben den vielen italienischen Touristen. Die Wassertemperatur ist wirklich angenehm hier! Deutsche sieht man hier auch ab und an, aber nicht in Scharen. Hier an der Küste in den etwas kleineren Orten und mit den sehr schönen Sandstränden machen hauptsächlich die Italiener selbst Urlaub, abseits von den bekannten Bettenburgen der restlichen Touristenwelt.

Bis Genua ist es danach nicht mehr weit – aber dafür umso weiter, bis wir die Jugendherberge gefunden haben. Die Herberge direkt im Zentrum ist natürlich bis aufs letzte Bett ausgebucht, also suchen wir die andere, die auf einem Berg etwas außerhalb liegt, dafür aber eine tolle Aussicht auf Genua bietet.

Der Verkehr ist sehr gewöhnungsbedürfig hier. Überall sieht man unendlich viele Roller fahren, die – auf den ersten Blick – ohne Verkehrsregeln unterwegs sind. Überholen auf beiden Seiten, bei durchgezogener Linie, in jeder noch so unübersichtlichen Kurve, Hupen ohne Ende, auch wenn man als unkundiger Ausländer mal wieder zu weit rechts oder links steht und die „Rollergasse“ an der Ampel nicht frei hält. Außerdem stinken einige dieser Maschinen enorm. In Deutschland würde sowas (wie auch viele ältere Autos, Lastwägen und Piaggos) auf keinen Fall zugelassen oder sofort aus dem Verkehr gezogen. Außerdem gibts es in Italien anscheinend keine Geschwindigkeitsbegrenzung für Italiener, zumindest hält sich niemand dran. Im Gegensatz dazu ist auf Straßen außerhalb der Städte, zwischen kleineren Dörfern, niemand in Eile und Autofahren ist Entspannung pur!

Am nächsten Tag steht die Stadtbesichtigung von Genua auf dem Programm. An viele Stellen sieht Genua nicht sehr einladend aus, da kommt eben die Industrie durch. Doch in der Altstadt ist es richtig schön. Sie besteht aus postmodernen Hochhäusern, die meist richtig gut herausgeputzt sind. Außerdem gibt es zig kleine und wirklich kleine Gässchen, in denen man gerade mal zu zweit nebeneinander Platz hat. Auch der größte Wasserzoo Europas befindet sich in Genua (wobei der Eintritt natürlich dementsprechend ist), genauso wie der größte Rollerparkplatz, den wir bis jetzt gesehen haben. Parken tun sie hier wie die Weltmeister, oft passt nicht mal eine Hand zwischen die geparkten Autos – da kann man sich gut vorstellen, dass hier kein Auto ohne Kratzer rumfährt! Und außer Fiat gibt es hier natürlich auch nix (wie auch im Rest von Italien); größere Autos würden schon rein praktisch gesehen nicht in Frage kommen, weil die Garagen und Straßen von der Größe her nur für Fiat ausgelegt sind (als Lieferwagenfahrer muss man hier wirklich weltmeisterliche Fahrkünste aufweisen können!). :-)

Anschließend fahren wir weiter nach Imperia, wo Bekannte von Christian für eine Woche eine Wohnung gemietet haben und uns großzügigerweise für eine Nacht aufnehmen. Auf dem Weg dorthin, den wir natürlich an der Küste fahren, kommen wir an vielen kleinen und hübschen Dörfern vorbei, und auch die wunderschönen Küstenabschnitte mit blauem Meer in allen Farbnuancen an den Steilküsten sind nicht zu verachten!

Nach einiger Zeit kommen wir endlich in dem abgelegenen Bergdörfchen bei Imperia an. Die Wohnung ist relativ geräumig, mit Garten ... und auch die Beschwerden der Besitzer lassen nicht auf sich warten. Die kontaktieren gleich mal uns, um ihre Anliegen loszuwerden (da die anderen Jungs weder italienisch noch wirklich gut englisch sprechen). Wenn diese Nacht keine Ruhe ist, dann ist morgen Abreise. Gut, mir egal, aber da haben wohl ein paar Leute zu viel gefeiert die letzten Tage. ;-) Auf jeden Fall entscheiden wir, den Abend im nahegelegenen Imperia bei Pizza und ein paar Bierchen am Strand zu verbringen (ich glaub das war der Abend, an dem die Jungs so nüchtern waren wie schon lange nicht mehr; aber auf die Wasserpfeife am Strand wollten sie dann doch nicht verzichten – ein Utensil, das sie nie aus den Händen geben ... naja, kennt ja jeder die Ansichten und Einstellungen von Jungs zwischen 17 und 21).

A
m nächsten Morgen bin ich froh, dass ich noch lebend aufwache, denn die lästigen Mücken, die mich auch schon in den letzten Tagen liebgewonnen haben, haben gnädigerweise noch das meiste von mir übriggelassen (der extrem intensive Zitronenspray hat offensichtlich doch zumindest ein kleines bisschen geholfen); also steht in den nächsten Tagen jucken, kratzen und Salbe draufschmieren an erster Stelle. Das hindert nicht an der Weiterfahrt nach San Remo, wo sich aber der Stopp überhaupt nicht lohnt. An der Stadt gibt es wirklich nichts, was man wirklich sehen muss; das Wetter ist außerdem ausnahmsweise mal nicht so schön (ok, es ist bewölkt, aber trotzdem ziemlich warm). Deswegen verschwenden wir hier nicht viel Zeit und fahren gleich weiter Richtung Nizza.

FRANKREICH:

Die Fahrt dorthin ist dafür umso schöner. Wir nehmen die Moyenne Cornice (es gibt drei verschiedene Wege – einen ganz unten, einen mittleren und einen ganz oben in den Bergen; wir entscheiden uns für den mittleren), die wirklich fantastische Blicke auf das Meer und die Küste zulässt.

Noch viel schöner ist dann Nizza selbst – meiner Meinung nach die schönste Großstadt bis dahin. Allein schon die Hafen- und Strandpromenade könnte man stundenlang rauf- und runtergehen, oder einfach nur dasitzen und Leute beobachten. Der Blumenmarkt lädt mit vielen kleinen Restaurants zum Verweilen ein, wenn man Geld auszugeben hat. Und dahinter erstreckt sich die Altstadt mit unzähligen kleinen Gassen und verwinkelten Straßen. Abends scheint es, als ob plötzlich ganz Nizza aufwacht und sich in die kleinen Cafés begibt bzw. zu den Tischen in den Gassen. Es herrscht ein tolles Ambiente – und außerhalb der Altstadt trifft man nur wenige Menschen an. Vom Burgfelsen aus hat man einen fabelhaften Blick über die gesamte Stadt und auf den Flughafen, der direkt im Meer liegt. Es sieht so aus, als ob die Flugzeuge nicht auf der Landebahn, sondern auf dem Wasser landen ...

Genug geträumt – schon am nächsten Morgen geht es weiter nach Monaco, das nur einen Katzensprung entfernt ist und wo wir am Tag vorher schon „hinten vorbei“ gefahren sind. Der Grimaldifelsen ist schon von einiger Entfernung zu erkennen – und Monaco ist wirklich klein! Man fährt durch die Stadt Monte Carlo durch, um zur Altstadt auf dem Grimaldifelsen zu kommen. Das Schloss ist wirklich eine Pracht. Leider sind wir zu früh dran, um die Wachablösung um kurz vor zwölf zu sehen. Auch für einen Besuch im Casino fehlt am Vormittag noch etwas die Begeisterung – außerdem: welches Geld verspielen?! Dafür sind noch wenige Touristen auf den Beinen und die Altstadt, in der langsam die Läden öffnen, gehört fast nur uns. Auch der Ausblick auf Monte Carlo ist super, fast unvorstellbar, dass dort unten die Formel-1-Wägen durchrasen! Ich weiß zwar nicht genau, wo die Strecke verläuft, aber ich behaupte jetzt einfach, dass ich zumindest ein Stück auf der Formel-1-Strecke von Monte Carlo gefahren bin ...

Etwas bergig führt die Straße an der Küste weiter nach Cannes, das aber offensichtlich nur zur Zeit der Filmfestspiele Glamour hat. Auch die Jet-Set-Stadt St. Tropez weist nicht allzu viele Besonderheiten auf, außer dass viele Touristen unterwegs sind. Es ist auch mal ganz spannend, einer großen Yacht beim Einparken zuzuschaun; ich glaub, es ist ein bisschen schwieriger, als ein Auto einzuparken!

Hinreißend schön ist dann der weitere Weg Richtung Marseille, der sich in vielen Kurven an der Küste entlangschlängelt. Die geplante Übernachtung in Cassis, nicht weit von Marseille, fällt dann ungewollt ins Wasser. Anscheinend kennt in dem kleinen und gar nicht mal üblen Ort niemand die Jugendherberge – und als wir dann endlich eine Auskunft erhalten, müssen wir ein gutes Stück aus dem Ort rausfahren. Das winzige Schild erkennen wir kaum, die Kiesstraße ist gesperrt. Wir fahren weiter, und bleiben nach einigen Metern auf einem Parkplatz stehen. Und dann sehen wir auch die vermeintliche Jugendherberge – ein altes, halb verfallenens Steinhaus. Ok, wir fahren weiter nach Marseille und versuchen da unser Glück. Aber Glück ist gut gesagt. Die Jugendherberge ist belegt, nur im großer Schlafraum mit 20 Betten sind noch welche frei. Da die andere Jugendherberge ebenfalls ausgebucht ist, nehmen wir wohl oder übel das Angebot an. Glücklicherweise sind wir dann nur acht Leute in dem Schlafsaal, aber es ist trotzdem alles ziemlich abartig. Eine Nacht werden wir überleben ...

Überlebt! Am Morgen steht die Stadtbesichtigung von Marseille an. Zugegeben, die Stadt lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Sie ist relativ schmuddelig, auch wenn gerade überall gebaut und renoviert wird. Einzig die Küste ist wirklich vorbildlich! Supersauberes, tiefblaues Wasser, kleine Wellen und gepflegter Strand, einfach herrlich. Auch das Wahrzeichen der Stadt, eine Kirche auf einem Hügel, von wo man die gesamte Stadt und die Küstenlinie überblicken kann, ist den Besuch wert. Am Hafen bieten dutzende Fischer ihre frische und wirklich vielfältige Ware feil und werben lautstark um Käufer.


Nächstes Ziel ist Avignon, das ein Stück von der Küste entfernt liegt. Die Stadt ist natürlich Pflichtprogramm, wenn man in der Gegend ist, um die berühmte Brücke von Avignon einmal persönlich zu sehen. Der Platz und die Gassen rund um das Palais des Papes hat auch durchaus seinen Reiz.


Mindestens genauso reizvoll ist auch das nicht weit entfernte Nîmes, wo ein sehr gut erhaltenes Amphitheater steht. Dort werden – obwohl in Frankreich – auch Stierkämpfe ausgetragen. Die kleinen Gassen in der gepflegten Stadt mit den vielen Geschäften laden zum Bummeln ein.


Am nächsten Tag fahren wir nach einer Nacht in Arles weiter. In dem kleinen Ort Aigues-Mortes auf dem Weg nach Montpellier findet an dem Wochenende zufällig ein Fest zu Ehren von König Louis IX statt. In der durch die Stadtmauern und Türme sehr mittelalterlich wirkenden Stadt findet gerade ein Umzug statt, an dem offensichtlich die halbe Stadt in mittelalterlichen Kostümen teilnimmt. Auch die kleinen Geschäfte und Plätze sind richtig herausgeputzt.


Doch dort wollen wir uns nicht lange aufhalten, denn die nächste Stadt, Montpellier, erwartet uns. Montpellier ist erstaunlich sauber und gepflegt und wohl eine der schöneren Städte in Frankreich! Diese Stadt werde ich mir sicher nochmal ausführlicher anschauen und sie ein bisschen länger genießen!


Doch schon geht es weiter an der Küste. Was soll ich sagen, die Küste ... sie ist einfach schön, und es ist toll, dort entlangzufahren und das Meer aus immer wieder neuen Perspektiven zu sehen. Auf der anderen Seite ragen die Berge empor; ich liebe diese Kontraste ...


Auf dem Weg halten wir kurz im Fischerort Sète, wo zufällig gerade das Fischerstechen stattfindet. Auf dem kleinen Fluss, der mitten durch die Kleinstadt fließt, rudern zwei Boote mit Besatzung aufeinander zu; die Männer auf einer kleinen Plattform versuchen dann, sich mit Lanzen ins Wasser zu stoßen. Muss ein echtes Spektakel sein, zumindest sind die Tribünen bis auf den letzten Platz gefüllt.


Einen Zwischenstopp legen wir am Meer kurz nach Sète ein, doch lange hält es uns dort nicht. Das Wasser hat geschätzte 15 Grad, der Wind bläst den Sand überall hin, was nach einigen Minuten ziemlich unangenehm wird, vor allem, weil der natürlich auch in den Augen landet, was mit Kontaktlinsen gar nicht so angenehm ist. Unterwegs kommen wir noch an einigen hübschen kleinen Städten vorbei, doch Ziel ist Carcassonne, etwas inland Richtung Toulouse. Dort befindet sich die nächste Jugendherberge.


Die Altstadt von Carcassonne erstreckt sich in einer Festung mit 50 Wehrtürmen und wirkt wie eine Filmkulisse – und genau dort werden wir auch wohnen. Ganz ohne Verkehr, mit Kopfsteinpflaster, verwinkelten Gassen und winzigen Restaurants und Geschäften. Eine Reise zurück ins Mittelalter ...


Am nächsten Morgen reisen wir weiter nach Perpignan, der letzten größeren Stadt vor der spanischen Grenze. Hier hat man von einem Palast aus der Zeit, als die Stadt noch zum Königreich Mallorca gehörte, eine gute Aussicht – und Spanien ist bereits in Sichtweite (ok, zumindest die Richtung und die Berge, die vor der Grenze noch zu bewältigen sind). Also machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir kommen ein einigen winzigen Orten vorbei, die direkt am Meer liegen und einfach traumhaft sind. Ich glaub, ich weiß, wo ich meine Zeit (zumindest einen Teil) verbringen werde, wenn ich irgendwann mal in Rente bin – zum Beispiel in Collioure, mit einer kleinen Festung, kleinen Cafés direkt am Strand und tiefblauem Meer ...


Nach vielen Kurven, kleinen Dörfern und fantastischen Ausblicken aufs Meer haben wir die Grenze zu Spanien erreicht – endlich, nach 2.792 Kilometern. Doch das Ziel ist noch lange nicht erreicht.


SPANIEN:


Die Landschaft geht auf den ersten Kilometern so traumhaft weiter, wie sie vor der Grenze aufgehört hat. Dann verabschieden wir uns erstmal von der Küste, um nach Girona zu fahren, wo die erste Übernachtung in Spanien sein wird. Traumhaft ist auch erstmal nur die Landschaft hier im Nordosten Spaniens, denn obwohl wir uns in Spanien befinden, versteht man kein Wort. Grund dafür: geredet und geschrieben wird hier auf katalanisch, was sich zwar teilweise ableiten lässt, aber auch nur teilweise. Zumindest wird man hier verstanden, wenn man auf kastillisch (also „normal“ spanisch) fragt, schließlich ist das in ganz Spanien Amtssprache, und daneben eben die regionalen Sprachen.


Girona ist ein ruhiges Städtchen mit einer sehr gemütlichen Altstadt. Hinter der Kathedrale erstreckt sich ein verwinkelter Park, bei einem Spaziergang auf der alten Stadtmauer sieht man die Stadt mit den engen Gassen und dem kleinen Fluss von oben.


Am nächsten Morgen ruft das Meer wieder. Auf der Küstenstraße geht es weiter südwärts, vorbei an Lloret de Mar, das außer vielen nicht wirklich sehenswerten Bettenburgen nicht viel zu bieten hat.


Da es am Morgen noch etwas bedeckt ist, entscheiden wir, noch ein Stück Richtung Barcelona zu fahren. In Canet de Mar liegen wir dann mit wenigen anderen Touristen endlich wieder am Strand in der Hitze und braten vor uns hin.


Als es dann doch ein bisschen zu heiß wird, fahren wir nach Barcelona rein. Die Jugendherberge liegt direkt in der Stadtmitte, nur wenige Schritten von „Las Rambles“ entfernt, wo zu jeder Tages- und Nachtzeit was los ist. Händler bieten ihre Waren an, unzählige Straßenkünstler versuchen, den Touristen ein paar Euros abzuknöpfen. Wir schauen uns die Stadt an, die sehr einladend aussieht. Bei einem Abstecher in die Markthalle läuft einem beim Anblick der vielen Waren das Wasser im Mund zusammen. Mit einer Seilbahn könnte man über den Hafen bis hinauf zum „Stadtberg“ fahren, doch wie üblich, das Budget ... Also gehen wir zu Fuß am Hafen entlang und erreichen nach einem unendlich scheinenden Fußmarsch durch die Stadt die gewaltige Sagrada Familia. Ich hab sie mir zwar gewaltig vorgestellt, aber wenn man davor steht, lösen sich alle Vorstellungen in Luft auf – wirklich beeindruckend! Das halbe Bauwerk wird gerade renoviert (wie halb Spanien, so scheint es), deshalb kommen zu den unzähligen Türmen nochmal soviele Kräne dazu. :-) Natürlich darf auch ein Blick auf die Bauwerke von Gaudí nicht fehlen – schon faszinierend, was der vor ziemlich langer Zeit konstruiert hat! Doch auch ansonsten ist die Stadt sehr sehenswert und lädt zum Verweilen ein.


Jedoch geht es am nächsten Morgen weiter zum letzten Ziel an der Küste: Tarragona. Es ist eine kleine Stadt südlich von Barcelona und wirkt etwas verschlafen – zumindest an diesem Morgen ist nicht wirklich was los. Nach einem Rundgang in der Altstadt spazieren wir an der Stadtmauer entlang, die einen schönen Blick auf die Stadt und die Umgebung eröffnet. Von dort sehen wir auch schon den Strand, wo wir gleich ein letztes Mal auf der Reise die Wellen, das Salzwasser und den Sandstrand genießen werden.


Auf dem Weg nach Zaragoza überqueren wir den Längengrad 0 von Greenwich. Sonst gibt es hier nicht wirklich viel zu sehen. Die Landschaft ist ziemlich karg, an den kleinen Hängen der Hügel wachsen Olivenbäume und wasweißich-Bäume; sieht auf jedenfall nach Plantagen aus. Man denkt, man ist am Ende der Welt – nicht viele Dörfer, riesige Weizenfelder, grün ist es nur ab und zu wo bewässert wird und wo etwas Gebüsch wächst. Hin und wieder kommen wir auch an riesigen Ställen vorbei, wo dem Geruch nach Schweine gezüchtet werden.


Doch die Fahrt, die sich wegen der Berge und vielen Lastwägen länger hinzieht als gedacht lohnt sich, Zaragoza ist den Stopp auf jeden Fall wert. Abgesehen davon wäre eine Fahrt nach Madrid an einem Stück sowieso zu lang gewesen. Zaragoza präsentiert sich sehr reizvoll, mit vielen sehr gut erhaltenen und renovierten Häusern, Plätzen und einer moscheeähnlichen Basilika.


Der Weg weiter nach Madrid ändert sich nicht wirklich. Jedoch fahren wir jetzt auf einer autobahnähnlichen vierspurigen Straße, wie sie sehr häufig sind hier in Spanien und die wichtigsten Städte und Regionen kostenlos verbinden. Die Landschaft ist weiter sehr karg, die Temperaturen sind hier einfach zu hoch für Grünpflanzen. In der Nähe von Flüssen sind die Gebiete erstaunlich grün, oft sieht man riesige Sonnenblumenfelder, die Blumen sind aber leider meistens schon verblüht. Nach ca. drei Stunden haben wir Madrid erreicht. Dort nisten wir uns erstmal in einem Hostel ein, von wo aus Christian dann eine Wohnung suchen wird. Ich mach mich inzwischen auf in die Stadt, die mir nach den ersten Eindrücken besser gefällt als Barcelona. Die Gründe dafür weiß ich nicht genau. Vielleicht, weil die Straßenzüge ein schöneres Bild vermitteln, aber keine Ahnung.


Ein paar Schritte vom Hostal liegt ein schöner und ruhiger Park mit einem alten Tempel. Die Innenstadt lädt mit einer Einkaufsmeile zum Geldausgeben ein. Auf der einen Seite findet man ruhige Viertel mit engen Gassen, auf der anderen Seite breite Verkehrsstraßen und postmoderne Hochhäuser, mittendrin immer wieder Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Epochen. Insgesamt macht das riesige Madrid einen sehr lebendigen Eindruck, jedoch ist es für Betätigungen jeder Art um einiges zu heiß. Ich bin froh, als ich mich dann erstmal wieder in den Schatten im Park zurückziehe.


Da das tägliche Umziehen auf Dauer ziemlich anstrengend wird und das Auto in der Hauptstadt eine ziemliche Last ist (horrende Parkgebühren), beschließe ich, gleich am nächsten Tag weiterzufahren und später nochmal hierher zurückzukommen. Ist ja nicht so weit ...


Hier ein kleines Fazit: Die Gegenden in Italien, Frankreich und Spanien, einfach an der gesamten Küste sind wirklich der Wahnsinn! Eine solche Reise überschüttet einen mit Eindrücken, ich finde, man kann nicht alles so schnell verarbeiten wie man es erlebt. Man sollte sich auf jeden Fall mehr Zeit nehmen, zum einen für die Stadtbesichtigungen, damit man nicht nur die Touristenziele im Reiseführer „abklappert“ und auch die Stadt, die Leute und die Mentalität etwas kennenlernt. Zum anderen für die ganzen kleinen Dörfer auf dem Weg, die wirklich aufregend aussehen und wo man viel über die Leute und das Land lernen kann, wenn man sich dort aufhält und mit den Menschen redet. Die Eindrücke der Landschaften sind immer schwer zu beschreiben – einfach selber sehen und erleben!

Das Auto ist für das Entdecken von individuellen Reisezielen ein riesiger Vorteil, weil man einfach flexibler ist und sich seine Route so zusammenstellen kann, wie man gerade lustig ist. Auf der anderen Seite ist es genauso eine Last, vor allem in den Großstädten. Es ist immer schwierig, einen Parkplatz zu finden, der dann auch noch eine Unmenge kostet. Also ohne Auto in die Großstädte!

Man muss auch bereit sein, fast jeden Tag die Unterkunft zu wechseln und quasi aus dem Rucksack zu leben, was auf Dauer sehr anstrengend sein kann.

Und das Wichtigste: Außer Zeit viel viel Geld mitbringen! Wir hätten allein schon an Eintritt für die verschiedenen Sehenswürdigkeiten hunderte von Euros ausgeben können!

Aber im Endeffekt war es die Zeit und das Geld auf jeden Fall wert – natürlich kann ich nicht behaupten, dass ich jetzt die ganze Strecke kenne, und ich werde auf jeden Fall ein einige Orte und in einige Gebiete wieder zurückkommen, um sie intensiver zu erleben!

1. September 2006

Herzlich Willkommen in meinem Spanien-Blog!




Hier werde ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen berichten, wo ich mich grad aufhalte und was in meinem Leben so vor sich geht. Viel Spaß beim Lesen – und Kommentieren :)







Das ist also Spanien
für alle, die in Erdkunde damals nicht so gut aufgepasst haben...








... und das hier ist Nordspanien, wo ich mich die meiste Zeit im nächsten halben Jahr aufhalten werde.