25. Februar 2007

6 Monate, 7 Länder, 21.366 km

Nach fast auf den Tag genau 6 Monaten bin ich wieder zuhause. Auf der langen Reise habe ich 7 Länder gesehen – einige mehr, andere weniger. In Spanien natürlich am meisten, dazu kommen Südportugal, Südfrankreich, Italien, Andorra, Monaco und der Vatikanstaat. Ich durfte viele Leute kennenlernen, viele Städte sehen, durch grandiose Landschaften fahren und einfach eine Unmenge an Eindrücken gewinnen und Erfahrungen sammeln. Es kommt mir alles ein bisschen wie ein ziemlich langer Urlaub vor, der sich auf jeden Fall gelohnt hat und den ich sofort wieder machen würde. Ich hoffe, ich konnte hier einige Eindrücke vermitteln wie ich sie erlebt habe.


Doch jetzt bin ich erst mal wieder in der Heimat. Es ist am Anfang etwas komisch, z. B. beim Tanken wieder auf Deutsch zu antworten, haufenweise deutsche Autokennzeichen zu sehen, durch bekannte Ort und auf bekannten Straßen zu fahren. Doch es ist schön, wieder da zu sein, die bekannten Gesichter zu sehen, mit den Freunden wegzugehn und zu wissen, dass man hier zuhause ist.


Doch das nächste Abenteuer steht schon an – in vier Wochen geht der Flieger nach China, wo ich bei der Deutschen Bank in Shanghai mein Praxissemester absolvieren werde...

24. Februar 2007

Auf Umwegen zurück nach Hause

Der 12. Februar ist da – Tag der Abreise. Nach einem kurzen Shopping-Trip für Stefan in Burgos geht es los. Die Regenwolken haben sich inzwischen verzogen und die Sonne kommt raus. Beste Bedingungen für die zweiwöchige Fahrt nach Hause. Zuerst fahren wir durch eintönige Landschaften nach Zaragoza, wo wir einen kurzen Mittags- und Fotostop einlegen. Gesehen hab ich die Stadt ja schon ein halbes Jahr vorher. Also gehts schnell weiter nach Barcelona, wo uns erst mal (mal wieder, zum 5. Mal) der Spiegel runtergeschlagen wird. Danach gehts endlich auf Unterkunftssuche – wir finden schließlich auch etwas nicht ganz billiges in einem ziemlich dubiosen Viertel. Aber Hauptsache irgendwas, denn in Barcelona findet gerade ein Mobilfunkkongress statt und es ist anscheinend alles ausgebucht. Nach einem kurzen Abendessen und einem kleinen Spaziergang ist der erste Tag auch schon vorbei.

Am nächsten Tag steht dann Sightseeing an – und zwar hauptsächlich die Sachen, die ich beim letzten Mal aus Zeitgründen nicht gesehen hab. Da sich Stefan sehr gut in Barcelona auskennt, können wir zielstrebig unsere Punkte ansteuern. Zuerst gehen wir durch den berühmen Park Güell von Gaudì. Schon kurios, was der so angelegt und gebaut hat. Außerdem haben wir von oben einen tollen Blick über die ganze Stadt. Danach fahren wir gleich zum nächsten Gaudì-Bauwerk, der berühmten Sagrada Familia. Wir besichtigen die Riesenbaustelle von innen – man kann sich glaub ich nicht vorstellen, wie lang man an sowas baut und noch bauen wird. Denn bis jetzt steht nur ein Teil der riesigen Kathedrale. Von oben sehen wir hauptsächlich Kräne und Gerüste ... und natürlich die vielen kleinen Details, die sich an jeder Fassade und jedem Turm befinden. Außerdem sieht man von dieser Höhe sehr schön über die Dächer Barcelonas. Weiter geht’s im Gaudì-Programm, vorbei an seinen berühmten Häusern. Danach fahren wir auf den Mont Juïc, wo vor allem Männer in schwarzen Anzügen unterwegs sind – wegen der Mobilfunkmesse. Dementsprechend eingeschränkt können wir den Plaça d’Espanya besuchen. Also gehen wir ins MNAC und ruhen uns ein wenig aus bevor wir uns auf den Rückweg in die Stadt machen und an der Küste entlang gehen. Am Abend treffen wir Bekannte von Stefan und machen uns danach auf den Weg aus der Stadt, um eine etwas günstigere Unterkunft zu finden. Doch blöderweise scheint im Umkreis von mehr als 100 km so ziemlich alles wegen der Messe ausgebucht zu sein, in jedem noch so kleinen Kaff. Also fahren wir durch die Nacht, bis wir schließlich um halb 1 nachts einen Portier aus dem Bett klingeln und endlich – schon fast in den Pyrenäen – was finden. Obwohl es mitten in der Nacht ist und kein Mensch mehr auf der Straße zu sehen ist, fahren die Streifenwagen durch die Straßen und suchen nach Beanstandungen (z. B. weil wir nicht genau zwischen den Parklinien geparkt haben...).

Am Morgen geht es weiter in die Pyrenäen. Die Landschaft hier ist ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Die Felsen sind grünlich mit Moos überzogen, die „Wiesen“ sind braun, man sieht so gut wie nichts Grünes. Von Schnee ist auch weit und breit keine Spur. Die unzähligen Feriensiedlungen stehen verlassen an den Hügeln. Weil wir schon in der Nähe sind, lassen wir es uns nicht nehmen und fahren durch Andorra. Es gibt dort nicht wirklich was zu sehen – außer Bergen, endlich etwas Schnee, einige Skipisten, viele Geschäfte in denen man zollfrei einkaufen kann – und doch einige Touristen. Beim Rausfahren winkt uns dann natürlich die Zollpolizei raus – klar, deutsche Kfz-Nummer ... zum Glück verlangen sie nicht, dass ich den ziemlich vollen Kofferraum auspacke, auch den Alkoholvorrat prüfen sie nicht ;-)

Und schon sind wir in Frankreich. Einziger Stopp hier wird Toulouse sein. Wir ziehen in der Abenddämmerung durch die Stadt, die sehr schön ist. Es gibt nicht viele wirklich tolle Bauwerke, aber das Gesamtbild stimmt. Die Häuser sind mit viel Geschnörkel verziert. Nachts sind die Gebäude schön beleuchtet. Schon ziemlich spät fahren wir weiter, um etwas außerhalb unsere günstige Übernachtungsmöglichkeit aufzusuchen.

Der nächste Tag ist Fahrtag. Zuerst führt die Straße durch grüne Hügellandschaften – wir könnten genausogut irgendwo in Bayern unterwegs sein. Danach werden aus den Wiesen langsam Weinreben. Es hat an die 20 Grad, die Sträucher an den Straßen blühen schon! Als wir endlich auf der Autobahn sind und an der Côte d’Azur entlang fahren, sehen wir endlich mal wieder aufs Meer. Wir lassen Nizza hinter uns und legen einen kurzen Abstecher in Monaco ein. Vorbei am Casino und vielen schönen Autos gehts auf den Grimaldifelsen, wo wir uns kurz aufhalten und die schönen Yachten im Hafen bewundern...

Eigentlich war geplant, in Genua zu übernachten, doch wir ändern den Plan kurzfristig und fahren durch bis Piacenza.

Nach einem kurzen Frühstück und kurzer Fahrt besichtigen wir Brescia. Der Ort ist ganz nett, hat einen schönen Dom und vom Castello hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt (der leider wegen dem Nebel etwas eingeschränkt ist). Aber das war’s dann auch schon. Danach wollen wir uns eigentlich auf die Suche nach einem günstigen Hotel am Gardasee machen, doch blöderweise haben die alle im Winter geschlossen. Also weiter nach Verona, wo uns erst mal ein Faschingszug nach deutschem Vorbild erwartet. Musik ist die gleiche wie zuhause, die Wägen sind gleich, genauso viele Leute, naja, Fasching eben. Komm ihm wohl doch nicht aus. ;-) Blöderweise zieht er durch die komplette Innenstadt, wir kommen also definitiv nicht aus. Die Autos (auch Polizeiautos) sind vollgesprüht mit diesem Faschingsspray der überall klebt... Also ziehen wir einigermaßen schnell durch die Stadt. Und da wir auch dort mal wieder keine günstige Unterkunft finden weil dort auch eine Messe stattfindet, fahren wir aus der Stadt raus. Schließlich übernachten wir in Vicenza in der Jugendherberge. Bevor wir uns den Magen vollschlagen, gehen wir durch die sehr schöne Altstadt, die schön herausgeputzt ist. Es sind noch relativ viele Leute unterwegs – ein schönes Städtchen!

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen des Karnevals – es geht nach Venedig!! Und da Venedig mit Auto sowieso unmöglich ist, fahren wir ab Mestre mit dem Zug. Es sind Sonderverbindungen eingerichtet, und schon am Bahnhof wird klar: wir werden nicht allein sein in Venedig. Wir sehen die ersten maskierten Leute. Und schon sind wir da. Zuerst gehts mit einem Boot auf dem Kanal quer durch die Stadt bis zum Markusplatz. Immer wieder kommen wir an schönen Palästen vorbei, man sieht in die kleinen Seitenkanäle, auf dem Wasser geht es zu wie auf der Straße. Vorbei an der Rialtobrücke mit unzähligen Touristen, und viele Gondeln. Dann sind wir endlich angekommen. Schon am Ausstieg erwarten uns Stände mit den berühmten Masken – und Massen von Menschen. Wir kämpfen uns durch bis zum Markusturm, wo wir dann logischerweise gleich mal eine Weile anstehen dürfen. Oben angekommen, ein fantastischer Blick über die Stadt, auf das Meer – und natürlich auf die Touristen. Da es hier oben ziemlich frisch ist, machen wir uns auf den Weg nach unten. Da die Schlange vor der Markuskirche nicht kürzer ist, ziehen wir erst eine Zeit durch die engen Gassen bzw. lassen uns durchschieben. Zurück am Markusplatz, kommen wir relativ schnell in die Basilika rein. Die Mosaiken sind echt Wahnsinn! Und von oben sichern wir uns dann gleich einen guten Platz, um die Maskenprämierung von dort aus zu beobachten. Doch da wir in Italien sind und Zeitpläne nicht so wichtig sind, verzögert sich alles ziemlich. Nachdem wir ein paar Stunden Leute und Maskierte beobachtet haben, gehen wir also ohne die Maskenprämierung zurück durch die Stadt vorbei an der Rialtobrücke zum Bahnhof.

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, da wir schon am nächsten Tag in Rom ankommen wollen. Die Fahrt zieht sich ganz schön, wahrscheinlich auch, weil Italiener auf schnurgeraden Straßen so ziemlich immer genau 82,3 km/h fahren. Auf einer kostenlosen Autobahn fahren wir durch die Nacht – ok, es ist nicht wirklich eine Autobahn sondern eher eine Katastrophe – man kann sich nicht vorstellen, wie schlecht Straßen sein können, wenn man dort nicht gefahren ist!

Nach einer Nacht in Perugia gehts auf der Autobahn weiter durch hügeliges Gelände, vorbei an kleinen Dörfern. Dann kommen wir endlich in Rom an, wo wir bei Gerli übernachten können. Die geplante Stadtführung mit ihm fällt leider wortwörtlich ins Wasser. Es regnet den ganzen Nachmittag, also entscheiden wir uns ins Kapitolinische Museum zu gehen, was auch Dank unseres Reiseführeres, Audioguides und wandelnden Geschichtsbuches Gerli sehr interessant ist – er weiß einfach alles... Als wir aus dem Museum kommen, ist das Wetter wieder besser, aber es ist eben auch schon spät. Wir fahren ins Viertel Trastevere mit viel Kopfsteinpflaster, Restaurants und Bars, wo wir in einem wirklich guten Restaurant schön Essen gehen ... und den Abend bei einem Bierchen gemütlich ausklingen lassen.

Es steht ein Tag im Vatikan an. Zuerst vorbei am gewaltigen Petersdom, wo sich schon ziemlich lange Schlangen gebildet haben. Doch da ahnen wir noch nicht, dass wir für den Eintritt ins Vatikanische Museum zweieinhalb Stunden warten werden. Zum Glück scheint die Sonne. Wir haben Glück und kommen kurz vor Schließung noch rein. Drinnen geht es etwa genauso weiter wie draußen. Menschenmassen, mit denen man durch die Gänge geschoben wird. Eigentlich ist es echt schön und interessant, aber es sind zu viele Leute und zu wenig Zeit zum Betrachten. Leider durften wir nicht alle Räume besichtigen, wahrscheinlich weil sie uns eigentlich schon raus haben wollten. Am Ende dann aber der Höhepunkt: die Sixtinische Kapelle mit den berühmten Gemälden von Michelangelo, die einen fast erschlagen.

Zurück am Petersdom ist die Schlange erstaunlich kurz geworden. Mit einem Audioguide lassen wir uns durch den riesigen und sehr schönen Dom führen. Leider ist der Aufgang zur Kuppel danach schon geschlossen. Also machen wir uns zu Fuß auf Stadterkundung. Vorbei am Piazza Navona mit vielen (hauptsächlich teuren) Cafés; der berühmte Brunnen ist leider wegen Bauarbeiten eingekleidet. Also gehts zum Pantheon, einem ehemaligen und uralten Tempel, in dessen Dach oben ein riesiges Loch ist. Am Platz davor warten wir auf Gerli, der uns Rom bei Nacht zeigen wird. Zuerst gehen wir an der Marc-Aurel-Säule vorbei und kommen schon bald an den schönen und berühmten Trevi-Brunnen, in den man eine Münze über Schulter wirft, was bewirken soll, dass man wieder nach Rom kommt. Also, ich komme wieder! Nächstes Ziel ist die Spanische Treppe, auf der zu dieser Zeit leider keine Blumen stehen, aber trotzdem sitzen viele Leute auf den Stufen. Durch die Einkaufsstraße für die obere Schicht kommen wir an den Piazza de Popolo, wo Zwillingskirchen stehen.
Von einem nahe gelegenen Aussichtspunkt überblicken wir die beleuchtete Stadt. Auf dem Weg ins Studentenviertel San Lorenzo, wo wir Abendessen werden, kommen wir noch am Friedensalter vorbei. Nach einer leckeren Pizza geht es im Regen zurück...

Am Morgen sind wir ziemlich früh auf den Beinen und haben Glück, denn der Rest der Touristen scheint noch zu schlafen. Also können wir ohne längere Wartezeit auf die Kuppel des Petersdom steigen. Man kann die Kuppel betreten und von oben in die Kirche schauen. Noch ein Stück weiter oben haben wir einen wunderbaren Blick über die komplette Stadt, man sieht in die Vatikanischen Gärten (und die immer länger werdende Schlange unten...). Danach machen wir uns auf den Weg zur Engelsburg, die meiner Meinung nach nicht so interessant war. Von oben sieht man wieder schön über die Dächer Roms.

Weiter gehts ans andere Ende des Zentrums, an den Piazza Venezia mit dem Monument Vittorio Emanuele. Hinter dem Kapitol hat man einen tollen Blick auf das Forum Romanum mit diversen Ausgrabungen. Und auch das Kolosseum sieht man schon. Leider spielt das Wetter dann nicht mehr so richtig mit, aber wir gehen trotzdem zum Kolosseum. Schon ein gigantisches Bauwerk. Nächste Ziele sind einige der unzähligen Kirchen Roms, wie der Lateran, der wirklich sehenswert ist. Gleich nebenan befindet sich die Heilige Treppe, wo man kniend hinaufgeht. Außerdem besuchen wir noch Santa Maria Maggiore und San Pietro in Vincoli.

Nach einem Eis am schönen Piazza Navona ziehen wir zusammen mit Gerli ins angebliche „In-Viertel“ Testaccio, was uns aber nicht überzeugt. Es ist nicht wirklich was los. Nach dem Essen fahren wir wieder nach Trastevere. Dieses Viertel ist einfach genial. Viele Bars und Cafés mit Terassen ... und vielleicht weil Faschingsdienstag ist, gibt eine internationale Theaterschule eine Vorstellung auf einem der Plätze – verschiedene Choreografien und ein Pantomime-Theater. Die sind echt gut! Das sollte dann auch der Ausklang unseres Rom-Besuchs sein.

Schon am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Neapel. Sicherster Parkplatz scheint uns der am Flughafen – außerdem muss ich so nicht selber im höllischen Stadtverkehr von Neapel fahren.

Die Stadtbesichtigung kann losgehn. Da wir nur einen Tag Zeit haben, wird es ein stressiges Programm. Eine Bekannte führt uns in verschiedene Viertel, mal auf einen der Hügel mit Blick auf die relativ bunte Stadt, Küste, Hafen und Vesuv, dann durch verschiedene Zonen, an die Küste, durch die Altstadt. Eine Stadtbesichtigung der anderen Art. Brunella ist aus Neapel, kennt die Stadt, die Leute, die Eigenheiten. Mittags holen wir uns einen kleinen Snack und essen im Innenhof der Uni. Es scheint hier ganz normal zu sein, dass sich die Professoren ans Fenster stellen und sich kurz einen Joint reinziehen – wie so viele Leute hier.

Neapel hat verschiedene Gesichter. Auf der einen Seite gibt es die reichen Viertel mit schönen, großen Villen und edlen Boutiquen. Man zeigt, dass man Geld hat. Das andere Gesicht der Stadt ist sehr ärmlich, Familien wohnen teilweise in Einzimmerwohnungen, überall bettelnde Leute, das Leben spielt sich auf der Straße ab. In den engen Gassen findet man unzählige Läden, die ihre Ware vor den Geschäften aufgebahrt haben. An jeder Ecke gibt es Pizzaschnitten und andere Leckereien im Straßenverkauf. Zwischendrin der dröhnende Verkehr, unzählige Autos (wenn man diesen fahrenden Schrottplatz Autos nennen kann), dazu kommen noch mehr Vespas und Roller, die hier jeder Bewohner zu besitzen scheint. Der Verkehr scheint ohne Regeln zu funktionieren. Auch als Fußgänger geht man deshalb einfach über mehrspurige Straßen, in der Hoffnung, dass man heil auf die andere Seite kommt. Vorbei an ein paar Einkaufsstraßen und einem mit Glas überdachten Einkaufszentrum, das wie die Galleria Vittorio Emanuele in Mailand aussieht, streifen wir durch die Altstadt, bevor es endlich so weit ist: eine Original-Pizza in Neapel! Mmmmhhhhhhhh... Da es dann abends leider zu regnen anfängt, kommen wir tropfnass in unserem Zimmer an...

Dafür ist das Wetter am nächsten Tag umso schöner. Schon früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zum Auto. Wir laufen quer durch die Altstadt, wo die Verkäufer ihre Waren aufstellen, den Salat auf der Straße putzen und Fisch ausnehmen. Die Stadt scheint schon um diese Zeit sehr aktiv zu sein – der Verkehr steht hier glaub ich nie still. Wir fahren in den Süden von Neapel, in die Ruinenstadt Pompeji, die bei einem Ausbruch des Vesuv verschüttet und später wieder ausgegraben wurde. Das Gelände ist riesig, man kann unzählige Ruinen besichtigen, die teilweise richtig gut erhalten sind. Nachdem wir keine Steine mehr sehen können, gehts weiter zu einem der optischen Höhepunkte der Tour – auf die Halbinsel von Sorrento und an die Amalfi-Küste. In engen kurven schlängeln wir uns die Berge rauf und wieder runter, das glitzernde Meer, den Golf von Neapel und die Häuser an den Berghängen im Blick. In Sorrento, einem netten kleinen Touristenort, Essen wir zu Mittag, bevor wir den Rest der Halbinsel antreten. Auf engen Straßen geht es weiter über den Bergkamm – und dann sind wir da: an der Amalfi-Küste. Eine der bekanntesten Steilküsten, Weltkulturerbe. Die Aussicht ist unbeschreiblich. An den steilen Hängen kleben die Häuser, auf der anderen Seite der Straße fällt die Küste steil ins Meer ab. Die Straße ist ziemlich abenteuerlich, weil kurvig, eng, parkende Autos neben der Straße ... ich möchte da nicht im Sommer sein, wenn hier Busse und Camper durchrangieren! Aber der Ausblick entschädigt für die Strapazen. Die Sonne spiegelt sich im Meer und senkt sich schon langsam, als wir uns durch Gebirge und sehr traditionelle Ortschaften wieder Richtung Norden begeben. Nach fast endlosen Kilometern bergauf öffnet sich plötzlich der Blick: man sieht auf die weit unter uns liegenden Städte, den Vesuv, die Küste und die untergehende Sonne... ein schöner letzter Blick bevor es wieder hinunter in den Verkehr geht. Zurück in Neapel gibt es natürlich nochmal Pizza und nach einer kurzen Tour durch die Altstadt sollte dies der der letzte Abend der Reise sein.

Der letzte Tag wird auf der Autobahn verbracht... von Neapel bis vor die Haustür daheim. Die Landschaften sind genial – Italien ist einfach faszinierend und mit Sicherheit noch einige Besuche wert.

11. Februar 2007

Das Allerletzte

... letzte Prüfung des Studiums, letztes Wochenende in Burgos, letztes Mal weggehn in Spanien. Schon ein etwas komisches Gefühl. Irgendwie schön zu wissen, in absehbarer Zeit keine Prüfung mehr schreiben zu müssen ;-). Aber auf der anderen Seite bedeutet dieses Wochenende auch Abschied von den Leuten, mit denen ich fast ein halbes Jahr verbracht habe. Also wird erst mal richtig gekocht – Chili con carne mit diversen Beilagen ... richtig lecker! Der Abend wird lustiger ... und zu guter Letzt meint die Nachbarin von unten, sie müsste sich nochmal richtig schön beschweren zum Abschied. Egal. Wir ziehen weiter in die Stadt – und der Abend endet natürlich relativ spät. Die Nacht leider auch, denn schon nach 4 Stunden Schlaf werde ich geweckt, da meine Nachmieterin aus ihrer Wohnung raus musste und jetzt also bei mir ist. Wir vernichten die Reste des Vorabends (und das ist einiges!!) und irgendwann fang ich dann auch mal zu packen an. Schließlich soll es am nächsten Tag losgehn. Bis zum Abend ist es dann auch fast geschafft, Wohnung geputzt, das Zimmer ist leer (bis auf die ganzen Koffer, die rumstehn). Also, noch ein letztes Mal weggehn und Abschied nehmen von den neuen Freunden und Bekannten. Das war’s dann wohl. Nach einer weiteren kurzen Nacht packe ich die ganzen Sachen ins Auto – gut, dass der Kofferraum so groß ist! Nachdem ich meinen Reisepartner für die Heimfahrt vom Flughafen abhole und noch schnell bei einer kleinen Party vorbeischau, steht die letzte Nacht in Burgos an... Hasta luego!

29. Januar 2007

Käsespätzle und Tortilla

... wie passt das zusammen? Naja, eigentlich gar nicht, aber musste sein. Weil: Eine Freundin von Heidi war für ein verlängertes Wochenende aus Schwaben nach Burgos gekommen... und was kann eine echte Schwäbin? Genau, Spätzel, oder noch besser, Käsespätzle. Und da wir armen Süddeutschen schon seit einer halben Ewigkeit keine mehr gegessen hatten, wurde es langsam wieder Zeit. Also, einkaufen, und los gehts. Nur blöd, dass es hier kein Spätzlesieb gibt, und natürlich auch kein Spätzlebrett. Notlösung: ein normales Küchenbrett und ein großes Messer... dafür, dass wir das zum ersten Mal gemacht haben, gar nicht übel! Und sogar José hat sich richtig gut bewährt als Spätzleschaber! So, noch Käse drüber und in den Ofen. Zugegeben, für 5 Leute etwas wenig ... also kommen wir auf die geniale Idee, dass uns doch José eine Tortilla machen könnte (damit hatte er sich schon mal bewährt :-)). Also bekommen wir auch gleich noch eine Lehrstunde, wie man die beste Tortilla Spaniens macht. So, und weil das immer noch nicht reicht, zaubert Javi noch selbstgemacht Chorizo auf den Tisch – ein kulinarischer Traum, sag ich euch (und auf keinen Fall zu vergleichen mit einer aus dem Supermarkt!). Am Ende platzt dann jeder, denn eigentlich hätten die Spätzle doch gereicht ;-) Aber zu spät...

22. Januar 2007

Es schneit und schneit und schneit ...

... ja, hier in Burgos! Und zwar schon den lieben langen Tag lang! Ok, liegen geblieben ist noch nicht wirklich was, dafür war es die letzten Tage und Wochen etwas zu war und der Schnee ist noch etwas zu nass ... aber auf den Autos liegt schon eine schöne weiße Schneeschicht ...
Und lustig war es heut in unserer Prüfung, als es so richtig schöne dicke Flocken schneite... die Prüfung war irgendwie gar nicht mehr so interessant :-)

5. Januar 2007

Kleiner Abstecher nach Portugal und wieder zurück Richtung "Heimat"

Am ersten Tag des neuen Jahres gehts also fitter als geplant weiter nach Portugal. Eigentlich wollten wir aufgrund außergewöhnlichen Umständen nach Sylvester nur bis Faro fahren, doch da diese ja nicht eingetreten sind, entschließen wir uns spontan, gleich bis an den südwestlichsten Punkt Portugals zu fahren, also einfach mal Portugal zu durchqueren. Die Fahrt durch die Algarve ist wirklich ein Genuß. Schon kurz nach der Grenze ändert sich das öde Landschaftsbild Spaniens: die sanften Hügel sind grün, zwischen den Oliven- und Mandarinenplantagen sieht man immer wieder nette kleine weiße Häuser stehen, die teilweise schon dem Bild eines perfekten Ferienhauses entsprechen... Dazu noch der strahlend Sonnenschein und die Blicke aufs Meer – hat was von einer perfekten Region!

Je weiter wir Richtung Westen fahren, um so weniger Strandküste sieht man.
An der Südwestspitze Europas am Cabo de São Vicente haben wir einen fantastischen Blick über die 60 m hohe Steilküste, die oben wie abgeschnitten wirkt. Die starke Brandung schlägt an die Felsen und kommt durch ausgespülte Löcher als Wasserschaum wieder zurück. Auf der Fahrt zurück nach Faro, wo wir übernachten, erleben wir einen wunderbaren Sonnenuntergang in allen Farben mit. Schließlich übernachten wir in einem 3-Sterne-Hotel für 20 € incl. Frühstück – sowas kann man sich schon mal leisten! Die Altstadt von Faro ist so richtig alt und sieht ziemlich unbewohnt aus. Generell sind fast keine Menschen auf der Straße und fast alle Lokale haben geschlossen. Die Spanier machen wohl nix am 1. Januar... Aber es ist trotzdem ganz nett durch die Stadt und Fußgängerzone mit rotem Teppich zu gehen...

Am Morgen schlagen wir uns am Frühstücksbuffet so richtig den Bauch voll und machen uns auf den langen Weg nach Lissabon. Wir fahren durch Wald und Gebirge und nur selten kommen wir an einem Dorf vorbei. Die Landschaft wird ziemlich eintönig je weiter wir in den Norden fahren. Und dann sind wir endlich in Lissabon! Die Stadt liegt an einem Flussufer verstreut über einige steile Hügel und Täler. Zuerst fahren wir mit einer der berühmten Electrónicos (uralte Straßenbahnen) hinauf ins älteste Viertel der Stadt, die Alfama. Die Häuser sehen teilweise ziemlich verfallen aus, und fast alle sind mit Kacheln verkleidet. Von den Aussichtspunkten bietet sich ein fantastischer Ausblick auf den Fluss und über die Stadt mit ihren weißen Kirchen und den vielen Häuserdächern. Wir gehen etwas durch das Stadtviertel, bis wir zur mittelalterlichen Kathedrale kommen, in der so gut wie nichts drin ist.

Wieder unten angekommen, bewundern wir das wirklich unvorstellbar große Stadttor. Als wir mit der Tram in einen anderen Stadtteil fahren, fallen uns die viele Statuen an Plätzen auf (anscheinend hat jeder wichtige Portugiese eine Statue bekommen). Im Stadtteil Belém stehen die zwei bedeutendsten Bauwerke, die das Erdbeben Lissabons 1755 überstanden haben, bei dem fast die gesamte Stadt zerstört wurde. Zum einen ein riesiger Klosterkomplex, und zum anderen das Wahrzeichen der Stadt, der Torre de Belém. Leider kommen wir 5 Minuten zu spät am Turm an und können ihn leider nicht mehr besteigen. Aber dafür sehen wir wieder einmal einen traumhaften Sonnenuntergang... Vorbei an einer Seefahrerstatue am Ufer geht es zurück ins Zentrum und hinauf ins Viertel Chiado, das aus vielen Einkaufsstraßen mit wirklich schönen Häusern und Läden besteht. Wir gönnen uns einen Kaffee in einem Traditionscafé, wo früher die Poeten ihre zeit verbracht haben. Kurioserweise stehen an der Bar zwei Gestalten, denen man den Beruf ganz einfach am Aussehen ablesen kann ;-) Daneben steht ein „Anti-Poet“, der wohl eher auf den Alkohol schwört... Weiter gehen wir durch das Bairro Alto, einem ziemlich alten Stadtviertel mit viele kleinen Gassen, Restaurants und Bars. Dort gönnen wir uns ein richtig gutes Abendessen mit Fisch und hören im Hintergrund die berühmte Musik Fado, die zu Lissabon gehört wie der Flamenco zu Sevilla...

Am nächsten Morgen starten wir eine kleine Rundreise im Westen von Lissabon durch grünes Bergland mit super Ausblicken auf die Küste. Wir stoppen am westlichsten Punkt des Kontinents, dem Cabo da Roca, an steiler Felsküste, natürlich wieder mit super Ausblick. Nächster Halt ist in Sintra, einer alten Maurenstadt mit einer alten königlichen Sommerresidenz, die aber leider geschlossen hatte. Also geht die Fahrt weiter Richtung Norden, und wir stoppen im denkmalgeschützten Óbidos. Die weißen, blumengeschmückten Häuser sind in einer Stadtmauer geborgen, die man besteigen kann – was wir natürlich machen.

Fátima, die weltberühmte Pilgerstädte, besuchen wir im Anschluss, nachdem wir kurvige und nicht gerade gute Straßen befahren müssen (Portugal hat also doch schlecht Straßen, aber wohl nicht so viele, wie uns die Spanier vorher erzählt haben). Vor der schönen weißen Kirche in Fátima befindet sich ein riesiger Platz (angeblich doppelt so groß wie der Petersplatz in Rom). Und schon sind wir wieder auf dem Weg Richtung Spanien. Eigentlich wollen wir noch ein, zwei Orte nahe der spanischen Grenze besuchen, doch daraus wird leider nichts mehr, da uns der Sonnenuntergang zuvor kommt. Der ist dann allerdings wirklich sehenswert, der Himmel „brennt“, auf der anderen Seite sind die Schleierwolken rosa und lila ... die Landschaft ist ziemlich bizarr: grün und hügelig, einzelne Bäume und überall überdimensionierte Dinosauriereier aus grauem Stein... Die Fahrt nach der Grenze bei Dunkelheit ist nicht mehr ganz so angenehm, da wir die lange Strecke bis Cáceres im dichtesten Nebel fahren.


Cáceres besitzt eine der besterhaltendsten mittelalterlichen Altstädte Spaniens. Auf den Türmen sehen wir überall Storchennester – mit Störchen! Und es hat nicht gerade sommerliche Temperaturen hier. Der Rest der Stadt ist nicht wirklich sehenswert. Also gehts weiter zu unserem letzten Ziel: Salamanca.


Die Stadt ist richtig schön. Alle Gebäude sind aus gelbem Sandstein gebaut, es gibt unzählige Bauwerke und Kirchen, der Plaza Mayor ist wirklich schön. Einige kuriose Sachen gibt es auch zu sehen, z.B. befindet sich im Türschmuck der Fassade der Kathedrale ein Astronaut, und an der Fassade der ältesten Uni Spaniens hat sich ein Frosch eingeschmuggelt. Alles ist sehr gut erhalten, es gibt schöne Einkaufsstraßen... leider sind die ganzen Studenten noch nicht in der Stadt, so dass nicht ganz so viel los ist. Am Abend gönnen wir uns ein richtig gutes Abschlussessen mit Stierfleisch (sehr empfehlenswert!), denn mit Salamanca ist unsere Tour beendet. Kathrin, Günther und Michi machen sich am nächsten Morgen mit dem Bus auf Richtung Gandia und ich fahre zurück nach Burgos, wo es am Abend aus irgendeinem Grund (wahrscheinlich Heilig Drei König – da gibt es in Spanien nämlich die Weihnachtsgeschenke) ein riesiges Feuerwerk gibt ... ein verspätetes Sylvesterfeuerwerk für mich!


Wir haben in diesen fast zwei Wochen sehr viel gesehen und erlebt, vielleicht zuviel für diese kurze Zeit. Es war teilweise ziemlich anstrengend, aber wir wussten vorher, dass wir ein großes Programm vor uns hatten. Ja, auch Urlaub und Sightseeing kann anstrengend werden ;-) Damit habe ich so ziemlich alles in Spanien gesehen, der Norden Portugals bleibt für einen Urlaub – und natürlich werde ich irgendwann die schönsten Orte wieder besuchen und bei einem längeren Aufenthalt richtig ausführlich kennenlernen!

1. Januar 2007

Unterwegs in Andalusien

Am 25.12. geht also dann endlich unser (Lisa, Kathrin, Günther, Michi und Chaffeur Rosi) Trip durch den Süden los. Das Wetter scheint vielversprechend, bereits am frühen Morgen scheint die Sonne. Und das sollte sich dann auch während der gesamten Tour nicht mehr ändern. Nach vielen Autobahnkilometern mit teilweise interessanten und schönen Ausblicken (z.B. an der Küste bis Alicante) und monotonen Berglandschaften plötzlich der grandiose Ausblick auf die noch relativ weite aber doch schon so nahe Sierra Nevada! Endlich viel viel Schnee!! Doch bevor wir den Schnee aus der Nähe betrachten, halten wir in einem kleinen Ort namens Guadix, wo die Leute in Höhlen wohnen, die sie in die Hügel gegraben haben. Sieht ziemlich witzig aus und ist schon irgendwie komisch, wenn man plötzlich auf einem Hügel steht, in dem sich eine Wohnung befindet!

Auf der Weiterfahrt nach Granada sehen wir immer wieder die schneebedeckte Sierra Nevada – dieser traumhafte Anblick wird uns noch die nächsten Tage begleiten. Endlich in Granada angekommen, erkunden wir zuerst das älteste Viertel der Stadt, Albaicín, das aus weißen Häuser und vielen engen Gassen und Treppen besteht. Von den Aussichtspunkten haben wir einen traumhaften Blick über die Stadt und auf die Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund, und sehen von dort oben, wie die orange Sonne am Horizont verschwindet. Wir laufen noch eine Zeit durch die Stadt, vorbei an den vielen Arabergeschäften. Nachdem wir dann auch endlich unsere schon eher einem Hotel entsprechende Unterkunft bezogen haben, verbringen wir den Abend in Kneipen und ein einer der arabischen Teterías, wo man in wirklich tollem Ambiente Tee und Wasserpfeifen serviert bekommt.

Am nächsten Tag machen wir uns auf in die Sierra Nevada, die von Granada nur einen Katzensprung entfernt ist. Die Ausblicke sind traumhaft, doch so viel Schnee wie gedacht, gibt es hier oben auch nicht. Es sind noch nicht alle Lifte in Betrieb, die Schneekanonen laufen auf Hochtouren. (Aber trotzdem haben wir zu dieser Zeit wohl schon mehr Schnee gesehen, wie alle Deutschen zusammen ;-)) Leider wird eine Gondelfahrt auf den Gipfel nur zu Wucherpreisen angeboten, und auch das Ausleihen von der kompletten Skiausrüstung kommt uns etwas zu teuer. Also spazieren wir durch Pradollano, die extrem touristischen Ort hier oben, mit unzähligen Sportgeschäften und Hotelkomplexen. Und man glaubt es kaum: auch hier oben findet man die „Strandneger“, nur eben mit Skianzug bekleidet und Sonnenbrillen im Angebot ;-) Mit dem Auto fahren wir bis zum höchstmöglichen Punkt auf 2.500 m und gehen zu Fuß noch ein Stück weiter hinauf. Dann ist endlich der verdiente Kaffee in der Sonne fällig, bevor wir uns wieder auf den Weg zurück nach Granada machen. Ja, man sieht die Farbe im Gesicht... Zurück in der Stadt, ziehen wir durch das ehemaligen maurischen Basars Alcaicería, wo es auch heute noch unzählige kleine arabische Geschäfte gibt. Am Abend trinken wir gemütlich ein Bierchen in einer Flamenco-Bar; die Tänzerin ist zwar nicht schlecht, aber eben nicht professionell – das müssen wir uns wohl nochmal woanders anschaun...

Am nächsten Vormittag steht dann der obligatorische Besuch der Alhambra an. Zum Glück haben wir ziemlich früh schon reserviert und kommen morgens bald an, denn als wir die Alhambra wieder verlassen, ist die Schlange etwa zehnmal so lang! Und das im Winter!!

Als wir den Rundgang starten, ist es noch ziemlich frisch, doch der Andrang ist noch nicht ganz so groß und wir können die fantastischen Paläste und Innenhöfe noch relativ in Ruhe genießen und betrachten. Die Verzierungen und überhaupt der komplette Bau sind einfach genial, und vor allem riesig! Die Aussicht über Granada und die Umgebung ist von hier oben wohl die schönste. Und in den Gärten können wir in Ruhe die Sonnenstrahlen genießen...

Am frühen Nachmittag verlassen wir Granada in Richtung Córdoba, und stoppen in dem kleinen Dorf P
riego de Córdoba, einem der „weißen Dörfer“. Auch hier schlängeln sich die engen Gassen zwischen den weißgekalkten Häusern den Berg hinauf, an den Hauswänden hängen unzählige Blumentöpfe und man kann sich einigermaßen vorstellen, wie es hier wohl im Sommer aussieht, wenn die Blumen blühen! Von oben haben wir Aussicht auf die endlosen Olivenfelder und –berge.

In Córdoba abgekommen, wird der Autospiegel schon nach kurzer Zeit von einem Fußgänger „mitgenommen“, aber das war ja nicht das erste Mal, und ist auch nicht schwer wieder zu reparieren. Also machen wir einen Stadtrundgang durch die kleinen Straßen. Immer wieder hat man durch die offenen Türen Einblick in die schönen Innenhöfe der Häuser.

Am Morgen besichtigen wir schon früh (kostenlos!) die berühmte Mezquita, an der wir nachts schon von außen vorbeigegangen sind. Es ist ein riesiger Komplex, und wohl einzigartig, da sich Moschee und Kathedrale in einem Gebäude befinden! Ein Besuch in der Synagoge enttäuscht uns alle etwas, da sie zwar gut erhalten, aber sehr klein ist.

Also geht es weiter Richtung Ronda, vorbei an endlosen Olivenbaumfeldern. Einen kleinen Abstecher legen wir ein, um die Schlucht Garganta del Chorro zu sehen. Eine fast nur einspurige Straße führt durch gigantisches Gebirge, bis wir endlich die Schlucht erreichen. Begehbar ist sie leider nicht, aber wir beobachten, wie einige Kletterer die senkrechten Felswände erklimmen. Weiter geht es vorbei and vielen Mandarinenplantagen, in denen einzelne Villen stehen. Auf der endlosen Bergstraße nach Ronda kommt uns plötzlich eine Herde Ziegen auf der Straße unter.

In Ronda selbst werfen wir natürlich zuerst einen Blick auf die berühmte Schlucht, die Alt- und Neustadt trennt und durch eine riesige Brücke überwunden wird. Wir spazieren durch die fast ausgestorbene Altstadt. In Ronda steht übrigens die älteste Stierkampfarena Spaniens. Einen ausführlichen Besuch der Altstadt bei Tageslicht starten wir am nächsten Morgen, und natürlich müssen wir uns Schlucht und Brücke nochmal genauer anschaun.

Der weitere Weg an die Südspitze Europas führt uns durch die Sierra de Ronda, wo man immer wieder schöne Ausblicke hat und wir an vielen kleinen weißen Dörfern vorbeikommen. Nach ein paar Stunden Fahrt erreichen wir dann endlich Tarifa, die südlichste Stadt des europäischen Festlandes, an der Straße von Gibraltar. Der Ort ist ein Surferparadies, und dementsprechend viele Wassersportler sind natürlich unterwegs. Von der Küste sehen wir die Berge des anderen Kontinents – Afrika! Nach einer kleinen Erfrischung in der Sonne machen wir ein kleines Mittags-Picknick am Strand und machen uns dann wieder auf den Weg.

Nächstes Ziel ist Vejer de la Frontera, ein weiteres weißes Dorf auf dem Weg nach Cádiz. In traumhafter Lage trohnt es auf einem Berg, durch den Ort zu gehen ist ein Genuß!

Als wir nach Cádiz reinfahren, versinkt die Sonne gerade im Meer... Am Abend feiern wir in einer Tapasbar gemütlich in den Geburtstag von Michi rein... und machen uns einen Spaß daraus, bei den Bestellungen für Spanier unaussprechliche Namen anzugeben (die sie dann durchs Mikro sagen, wenn die Bestellung abzuholen ist) :D

Am Morgen schauen wir uns die Stadt an, die ganz ehrlich eine der hässlichsten ist, die ich bis jetzt in Spanien gesehen habe! Sie hat wirklich gar nichts zu bieten, außer dass sie die älteste Stadt Europas ist und auf einer Landzuge quasi direkt im Meer liegt.

Also gehts schnell weiter nach Jerez de la Frontera, DER Stadt des Sherry. Leider ist Samstag, was heißt, dass die Bodegas keine Führungen anbieten. Also trinken wir eben den Sherry in einer kleinen, richtig urigen Kneipe in der echt schönen Stadt. Wir senken den Altersschnitt drastisch von ursprünglich etwa 70 Jahren, außerdem steigt die Frauenquote von 0 % durch uns drei Mädels gewaltig ;-) Die alten Herren scheint das wenig zu stören, sie erzählen uns auf jeden Fall jede Menge über Sherry und andere Lebensweisheiten. Die haben schon mittags einen gewaltigen Zacken... Wir decken uns dann natürlich gleich mit einigen Flachen leckeren Sherrys ein!

Kurz vor Sevilla halten wir an einer Ausgrabungsstätte einer römischen Siedlung. Zu sehen sind Reste der Römerstadt sowie ein riesiges Amphitheater.

Den Abend in Sevilla lassen wir ruhig angehen, nachdem wir in unser Appartement eingezogen sind. Nach einem gemütlichen Kaffee haben wir kostenlos (!) die Gelegenheit, eine ziemlich professionelle Flamenco-Show zu sehen, und noch dazu in einer richtig netten Bar mit viel Ambiente!

An Sylvester steht zuerst ein ausführlicher Stadtrundgang durch Sevilla auf dem Programm. Da für Studenten gratis, besichtigen wir den Alcázar, einen orientalischen Festungspalast. Er ist ähnlich schön wie und vergleichbar mit der Alhambra in Granada, aber natürlich ein gutes Stück kleiner. Trotzdem sind jede Menge Touristen unterwegs – ich möchte gar nicht wissen, was hier im Sommer los ist, und wir sind sehr froh, dass wir jetzt im Winter durch Andalusien fahren (nicht so unerträglich heiß und nicht ganz so viele Touristen!) In der Stadt stehen viele größere und kleinere Paläste, und natürlich gibt es auch hier eine Kathedrale, doch die hat wegen Feiertags leider geschlossen, genauso wie die Giralda, von der aus man einen super Blick über die Stadt hätte. Aber es gibt ja noch andere Sehenswürdigkeiten, z.B. den Plaza de Toros, und dann natürlich den wunderbaren Plaza de España. Wir spazieren noch einige Zeit durch die Stadt, durch die Gassen der Altstadt und die Einkaufsstraßen. „Jingle Bells“ scheint bei den Straßenmusikern ein sehr beliebter Titel zu sein, jedenfalls hört man nur dieses Lied ... Wir decken uns für den Abend mit den berühmten spanischen Weintrauben (uvas) und Freixenet ein und machen uns nach einer kurzen Pause auf die Suche nach einem gemütlichen Restaurant für unser Sylvesteressen. Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, da die meisten Restaurants geschlossen haben oder Menüs zu horrenden und nicht gerade studentenfreundlichen Preisen anbieten! Bei einem Chinesen finden wir aber dann schließlich einen Platz und bekommen auch unser Menü... Kurz vor Mitternacht platzieren wir uns auf einer Brücke mit Blick über die gesamte Altstadt, und dann sind sie endlich da, die zwölf Glockenschläge zu Mitternacht. In Spanien essen die Leute mit jedem Glockenschlag eine Traube (ja, deswegen die Trauben), das soll nämlich Glück bringen. Also machen wir das auch, köpfen dann noch den Sekt ... und warten auf das Feuerwerk, das aber nicht wirklich spektakulär ausfällt – eher mäßig. Naja, dann eben im nächsten Jahr wieder... Eigentlich hatten wir geplant, noch richtig wegzugehen, doch damit haben wir nicht wirklich Erfolg. Wie schon die Restaurants, haben fast alle Bars geschlossen, oder man hat nur Zutritt, wenn man sich ziemlich schick anzieht und dann um die 50 € Eintritt zahlt (für uns Studenten natürlich zu teuer). Wir quatschen ein paar Spanier auf der Straße an, warum denn so gar nix los ist – und die meinten, entweder Eintritt zahlen, oder Privatpartys. Na toll, wir haben keins von beidem... Also bleibt uns nicht viel mehr übrig, als uns in eine der wenigen geöffneten Bars zu sitzen, und eben ein etwas gemütlicheres Sylvester als sonst zu feiern...

Das hatte gar nicht mal so viele schlechte Seiten, denn so ausgeschlafen haben wir wahrscheinlich noch nie ein neues Jahr begonnen ;-) Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns (jetzt nur noch zu viert, ohne Lisa) auf den Weg Richtung Portugal...

25. Dezember 2006

Weihnachten in Spanien

Weihnachten verbringe ich zusammen mit einigen Deutschen (die, die auch auf die Tour durch den Süden mitkommen) und dem kläglichen Rest von Erasmus-Studenten, die in Gandia geblieben sind. Hier startet dann am Montag auch die Tour durch Südspanien und Portugal.

Am 23. gehts nach einem leckeren Abendessen in die Kneipenszene Gandias. Doch anscheinend sind alle beim relaxen zuhause – die Bars sind jedenfalls relativ leer. Aber das hindert uns noch lang nicht, gleich wieder nach Hause zu gehen ...

Nach angemessener Nachtruhe gönnen wir uns an Heilig Abend erst mal ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir dann nach einem kurzen Regenschauer an den Strand gehen, um die obligatorischen Weihnachtsfotos mit Palmen, Meer und Strand zu machen – zum Glück haben wir die Nacht vorher noch Nikolausmützen geschenkt bekommen ;-) Die sind dann auch das auffälligste, als wir noch die letzten Einkäufe für unser Weihnachtsmenü machen – alle Leute grinsen, wenn sie uns so durch die Straßen und Geschäfte gehen sehen...

Am frühen Abend gehts erst mal mit einem wärmenden Glühwein los, bevor wir dann endlich unser 3-Gänge-Menü zubereiten... ok, Menü ist es keins, aber drei Gänge hat es! Obwohl wir uns danach eigentlich nicht mehr bewegen können, machen wir einen kleinen Verdauungsspaziergang an den Strand – und wenn sonst schon nicht wirklich Weihnachtsstimmung aufkommt, singen wir wenigstens einige Weihnachtslieder auf dem Weg dorthin ... oder versuchen es zumindest :-)

24. Dezember 2006

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

Liebe Freunde,

ich möchte euch auf diesem Weg ein frohes Weihnachtsfest wünschen! Feiert schön und lasst euch beschenken!

Gleichzeitig wünsche ich euch allen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr, da ich bis dahin wegen meines Spanientrips wahrscheinlich nicht mehr im Internet anzutreffen sein werd!

Bis bald und alles Gute!

23. Dezember 2006

Auf dem Weg Richtung Süden

Endlich sind die Weihnachtsferien da! Auf gehts in Richtung Süden, denn die Weihnachtsferien verbringe ich auf einem Trip durch den Süden Spaniens und Portugal. Doch bis es so weit ist, liegen noch einige interessante Städte auf dem Weg. Den ersten Stop lege ich in Segovia ein. Leider ist die Stadt total im Nebel versunken, was nicht gerade zu den angenehmesten Temperaturen beiträgt. Trotzdem ist der riesige römische Aquädukt richtig beeindruckend. In den gepflasterten Gassen der Fußgängerzone der Altstadt ist richtig viel los, was die Stadt richtig nett erscheinen lässt. An Sehenswürdigkeiten hat Segovia neben der ziemlich großen und schönen Kathedrale noch den berühmten Alcázar zu bieten, der eher wie ein Märchenschloss aussieht, das auf einem Felsvorsprung steht.

Auf dem weiteren Weg nach Ávila liegt ab und zu etwas Schnee an der Straße und auf den Dächern der kleinen Dörfer. Die Stadt selbst hat eigentlich nicht wirklich viel zu bieten, außer die wuchtigen Granitmauern, die die Altstadt umgeben. Natürlich lasse ich mir es nicht entgehen, die Mauern zu besteigen und die Stadt von oben zu betrachten. Dort fällt es erst richtig auf, dass die Kathedrale in die Stadtmauer hineingebaut ist!

Der weitere Weg führt auf einen 1.300 Meter hohen Pass, wo natürlich Schnee liegt. Zwei Tage vor Weihnachten kommt endlich etwas Weihnachtsstimmung auf (was man ja zu der Zeit in Deutschland nicht behaupten kann ;-)), doch schon auf der anderen Seite der Gebirgskette ist wieder Sonnenschein pur und keine Spur mehr von Schnee...

Die nächste Stadt und Übernachtungsstopp ist Toledo im Süden von Madrid. Die Altstadt trohnt auf einem Berg, und dementsprechend unergründlich ist das Labyrinth der tausend kleinen Gassen, wo aber kein Mensch unterwegs ist. Kurios ist, dass eine Rolltreppe die ganzen Touristen auf den „Berg“ bringt. Wahrzeichen der Stadt ist die quadratische Alcázar, die zusammen mit der schönen, aber total eingebauten Kathedrale das Stadtbild dominiert. Wenn etwas mehr Leute unterwegs wären und es nicht ganz so saukalt wär, könnte man ewig durch die Gässchen streifen ...

Am nächsten Morgen, als ich aus dem Fenster schau, ist es bewölkt ... als ich aus dem Haus gehe, sehe ich, dass es geregnet hat ... und als ich an der Straße entlang zum Auto geh, kommen mir Autos entgegen, die mit 10 cm Schnee bedeckt sind!! Rund um Toledo liegt dann auch relativ viel Schnee, doch das ändert sich relativ schnell. Auf der Fahrt durch flaches Land kommt erst mal gar nix, außer mit Schnee bedeckte Weinfelder. Häuser sieht man eigentlich überhaupt keine. Als dann endlich die Sonne rauskommt und der Schnee immer weniger wird, sieht man das schöne Ensemble von roter Erde und dem grün der Pinien- und Olivenbäume... Auf dem Weg komme ich an den Windmühlen von Don Quijote vorbei, mit denen er irgendwann gekämpft hat. Danach taucht ein kleiner Ort mit einer riesigen Burg auf. Eigentlich wollte ich noch einen kleinen Abstecher nach Cuenca machen, doch da im Radio ständig Schneewarnungen durchgesagt werden, fahre ich auf direktem Weg nach Valencia weiter. Schon nach kurzem komme ich an einem Autounfall mit 5 Autos vorbei, die an einer schattigen Stelle auf Eis und Schnee ins Schleudern gekommen sind. Weiter gehts durch einem Flickenteppich aus roten, braunen und grünen Feldern bei strahlend blauem Himmel. Das Wetter wird dann leider wieder schlechter, deswegen macht die Stadtbesichtigung nicht wirklich viel Spaß. Trotzdem scheint Valencia eine recht schöne Stadt zu sein, mit vielen schönen Bauten, Palmen und einer großen Stierkampfarena. Sehr nett ist das Barrio Carmen, doch die Häuser würden teilweise schon eine Renovierung vertragen!

Auf dem letzten Stück nach Gandia stehen die Mandarinenfelder unter Wasser, es fängt an, in Strömen zu regnen. Doch da es schon abends ist, macht das nicht mehr wirklich viel...

Verrückte Spanier

Die Spanier sind echt ein verrücktes Volk. Zu Weihnachten gibt es eine Lotterie (Lotería de Navidad), bei der ungefährt 99 % aller Spanier mitmachen. Die Lose kann man schon Monate vorher kaufen, in so ungefähr jedem Laden oder Lokal. Am 22.12. ist es dann so weit: die große Verlosung. Schon morgens geht es los, in jedem Radio- und Fernsehsender sieht und hört man den ganzen Vormittag nichts anderes, außer die Kinder, die die Nummern und Preise ziehen und dann in einer ziemlich komischen Melodie vorsingen... Natürlich wird in den Nachrichten den ganzen Tag fast nur davon berichtet, wer denn den Hauptgewinn hatte, und welche Region oder Dorf die höchste Summe einstecken durfte ... und am nächsten Tag sind die Zeitungen etwa doppelt so dick wie normal, da sämtliche Losnummern mit Gewinnen in jeder Zeitung gedruckt werden ... naja – versteh einer die Spanier ;-)

16. Dezember 2006

Wie war das noch mit dem Text der Nationalhymne?

Jeder erinnert sich ja bestimmt an den Skandal, als bei einem offiziellen Anlass eine bestimmte Person beim Singen der Nationalhymne nicht ganz textsicher war ... Auf jeden Fall sitzen wir (vier Deutsche, vier Franzosen und eine Amerikanerin) gemütlich bei Essen und Wein, als jemand unbedingt wissen will, wie sich denn die deutsche Hymne anhört. Naja, wir kommen also nicht aus und singen – wie sich das gehört – ohne Probleme DAS deutsche Lied (also, der Text war zumindest gut, über die Qualität des Singens lässt sich streiten). Natürlich fordern wir „Revanche“ von den Franzosen ... und da siehts mit dem Text schon nicht mehr so toll aus – zwei singen also die Hymne in Playback . Und zu guter Letzt: die amerikanische Hymne ... wie war gleich nochmal der Text? Und die Melodie? Sie wusste es wirklich nicht – eine Amerikanerin, die den Text der Hymne nicht weiß? Das Land des Patrionismus überhaupt ... mit Hilfestellung von uns Deutschen hat sie es dann auch noch auf die Reihe bekommen ... mehr oder weniger zumindest ;-)

12. Dezember 2006

Wein und Stierkampf

Am Samstag brechen wir nach einem kleinen Einkauf von spanischen Spezialitäten für Moni auf Richtung Osten. Das Wetter ist traumhaft, blauer Himmel und Sonnenschein, und von der Straße aus haben wir eine super Fernsicht über die hügelige und sehr abwechslungsreiche Landschaft zwischen Burgos und Logroño (doch auch bei diesem Wetter ist in Spanien der Winterdienst unterwegs und streut vorsorglich gleich tonnenweise Salz). Wir befinden uns also im Paradies des spanischen Rotweins, in La Rioja. So weit man sieht erstrecken sich die Weinreben. Da es in La Rioja anscheinend außer Wein nicht viel zu sehen gibt, machen wir nur einen kurzen Zwischenstopp in Logroño, das sich als nette Stadt entpuppt, aber auch nichts Besonderes ist.

Also geht es weiter Richtung Pamplona. Doch auf der optisch tollen Strecke halten wir zuerst in Estella, einer Kleinstadt mit einem mittelalterlichen Kern. Von einem kleinen Hügel haben wir einen super Blick über den Ort. Kurz danach kommen wir an Puente de la Reina vorbei, wo sich alle Jakobswege zu einem vereinen. Der Ort hat ebenfalls ein sehr mittelalterliches Ambiente und besitzt eine sehr gut erhaltene römische Brücke.

Wir kommen endlich in Pamplona an, können kostenlos parken und haben eine Unterkunft mitten im Zentrum. Natürlich ist die berühmte Stierkampfarena Pflichtbesuch, wenn sie auch nicht besonders schön ist. Wir gehen danach den Weg nach, wo im Juli bei den berühmten Sanfermines die Stiere durch die Innenstadt getrieben werden, und machen einen Tour durch die sehr schöne Altstadt. Leider regnet es fast den ganzen Abend, deshalb verbringen wir viel Zeit in Cafés. So auch im Lieblingscafé von Ernest Hemingway, durch dessen Buch „Fiesta“ oder auch „The Sun also Rises“ Pamplona erst weltbekannt wurde. Dieses Café hat wirklich Ambiente und bei einer Chocolate (also heißem Pudding) fühlen wir uns gleich ein bisschen schlauer als wir eh schon sind ;-)

Wieder auf der Straße, kommt uns eine Gruppe Spanier entgegen, die für irgendwas baskisches demonstrieren oder was auch immer (Navarra identifiziert sich auch mit dem Baskenland), auf jeden Fall war ihre Musik schon fast wie eine bayrische Blasmusik ... am Ende gönnen wir uns in einer Bar noch typischen Wein aus Navarra, bevor wir versuchen, in unserem Zimmer mitten in der Kneipenzone einzuschlafen ...

Am Sonntag erkunden wir das Umland von Pamplona und kommen zuerst an eine spektakuläre Schlucht, wo wir den Spazierweg entlanggehen. Auf der Weiterfahrt kommen wir an ein Kloster in wirklich traumhafter Lage mit Blick auf einen Stausee, an dem wir die nächsten Kilometer entlangfahren werden. Da das Wetter und die Fernsicht herrlich sind, ist die Fahrt ein Genuss. Unterschiedlichste Gesteinsformen wechseln sich ab, und plötzlich sind im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen zu sehen. Im Anschluss kommen wir an einigen verfallenen Orten vorbei, und genauso ausgestorben scheint die ganze Gegend zu sein – kilometerlang sind wir allein auf der Straße unterwegs.

Endlich erreichen wir Sos del Rey Católico, ein mittelalterliches Dorf, das sehr schön auf einem Hügel liegt. Wir fühlen uns wirklich in eine andere Zeit zurückversetzt, nur die Komplettbeschallung des Ortes mit Weihnachtsmusik stört etwas...

Au
f dem Rückweg kommen wir noch in Sanüesa vorbei, wieder mit mittelalterlichem Kern, doch da wir davon schon genug gesehen haben, machen wir uns auf den Rückweg nach Burgos.

Hier gönnen wir uns erstmal einen schönen Adventssonntag, da mir Moni Glühwein, Plätzchen und Adventskranz mitgebracht hat ... denn hier in Spanien kennt man ja sowas nicht.

Moni fährt am Montag dann nach Bilbao, während ich wieder in der Vorlesung sitzen muss, bevor sie dann vollbepackt mit spanischem Essen am Dienstag wieder in die Heimat aufbricht.

Wir hatten wirklich tolle Tage hier, viel gesehen und viel erlebt. Ich habe hiermit alle Regionen im Norden Spaniens gesehen ... und freu mich jetzt auf den Süden!

Schön, dass du da warst, Moni!!

Asturien: Sonne, Strand und Schnee

Obwohl wettertechnisch nicht wirklich optimistische Voraussagen existieren, lassen wir uns nicht abschrecken, nach Asturien zu fahren (da soll es sowieso die meiste Zeit regnen). Es schüttet anfangs auch ohne Ende, doch plötzlich reißt es etwas auf und wir haben einen super Blick auf die Ausläufer der Picos de Europa und die Täler dazwischen. Anscheinend ist es hier nicht oft sonnig, denn an den Bäumen wachsen grünliche Flechten – sieht aus wie im Zauberwald :-)

Nach einiger Zeit und einer Kaffeepause in einem ziemlich ausgestorbenen Ort kommen wir an unser erstes Ziel: Covadonga. Das ist ein Kloster in wirklich schöner Lage, und man merkt, dass es auch für viele Spanier ein Touristenziel ist. Obwohl wir auf der Straße so gut wie keinen Autos begegnet sind, laufen hier plötzlich doch einige Touristen rum. Dieser Ort gilt als Ursprung der Reconquista in Spanien und deshalb wohl ein wichtiges Symbol für die Spanier.

Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir weiter an die Küste in das Fischerstädtchen Ribadesella, der über eine wirklich schöne und denkmalgeschützte Altstadt verfügt. Etwas versteckt hat man Zugang zur etwas rauen Steilküste mit ihrem kleinen Sandstrand. Anscheinend sind hier Süßigkeiten sehr beliebt, da wir einen Laden entdecken, in dem wirklich alles an Gemüse und Tieren aus Schokolade oder Marzipan im Schaufenster liegt – sogar Plätzchen sind dabei!

Nächster Stopp ist Lastres, ein kleiner Fischerort, in dem wirklich jedes Eck ausgenutzt ist. Die Häuser stehen so eng zusammen, dass überall nur über Treppen und kleine Gassen Zugang besteht. Der Ortskern besteht aus uralten Häusern aus Stein mit uralten Wegen aus Stein. Obwohl es schon dämmert – oder gerade deswegen – haben wir von oben einen super Blick über das Dorf und auf das Meer raus.

Dann wird es auch langsam Zeit, sich auf den Weg nach Oviedo zu machen, wo wir unsere Nacht verbringen werden. Wir haben ja hier in Spanien das Glück, dass wir eine Stunde länger bei Tageslicht genießen können, was natürlich bei solchen Ausflügen sehr von Vorteil ist!

In Oviedo finden wir schon nach kurzem unsere Unterkunft – und man glaubt es nicht, aber das komplette Zimmer wie auch das Bad ist in sämtlichen Rosatönen, die man sich vorstellen kann, eingerichtet. Sogar der Kitt zwischen den Fließen ist rosa! Naja, gut dass wir Mädels sind ... aber anscheinend gibt es für jede Kategorie von Gästen eine andere Zimmerfarbe; zumindest unsere Nachbarzimmer ist in grün gehalten ...

Die Leute hier in Asturien scheinen generell sehr auf Farben zu stehen. Vielleicht kommt es daher, dass hier oft Nebel ist und es viel regnet. Auf jeden Fall sieht man ziemlich oft ziemlich bunte Häuser. Mal in knallblau (das ist auch die Nationalfarbe von Asturien), dann in rot, rosa, lila, magenta, gelb, grün ... eben alles, was es so gibt, und alles in wirklich intensiven Farben. Nur nicht so optimal, wenn sich die Nachbarn farblich nicht abstimmen ;-)

Oviedo ist eine richtig schöne Stadt mit super Weihnachtsbeleuchtung, was uns natürlich verpflichtet, einen ausgieben Spaziergang durch die Stadt zu machen. Je später es wird, umso mehr Studenten sieht man auf den Straßen bzw. in den unzähligen Sidrerías, wo der typische Sidra ausgeschenkt wird. Das ist eine Kunst für sich, denn die Kellner halten die Flasche über den Kopf und schenken dann in das Glas ein, das sie mit der anderen Hand so weit unten wie möglich halten. Je nach Können verschütten sie dann eben mehr oder weniger. Auf jeden Fall ist es für uns sehr amüsant, dabei zuzuschauen!

Am nächsten Tag fahren wir nach unserem Frühstück, einem Spaziergang durch die Stadt bei Tag und der Erkenntnis, dass Oviedo auch bei Tageslicht schön ist, weiter durch schöne Landschaft nach Cudillero. In einem Taleinschnitt sind die Häuser an den steilen Felswänden hochgebaut, vom kleinen Hafen haben wir einen super Blick über die Küstenlinie. Und natürlich müssen wir hier endlich den obligatorischen und typischen asturianischen Sidra kaufen. Wie man den trinkt, haben wir ja schon in Oviedo erfahren ...

Auf dem weiteren Weg haben wir weniger Glück mit dem Wetter, es ziehen ziemlich schwarze Wolken auf und so ist es in Luarca, was auch so nicht wirklich sehenswert ist, nicht nur kalt sondern auch noch regnerisch. Deshalb fahren wir nach einem kurzen Stopp in einem gerade stattfindenden Markt und einer spanischen Empanada weiter, um noch rechtzeitig zu einem Keltendorf ganz in der Nähe zu kommen. Das Wetter ist dann auch wieder schön, doch leider kommen wir etwas zu spät und wir können die Ausgrabungen nicht mehr besichtigen. Doch auch vom Hang gegenüber sehen wir gut auf das Dorf.

Der nächste Abschnitt der Strecke ist ein Genuß für die Augen. In engen Serpentinen fahren wir Berge rauf und wieder runter und hab
en dabei immer wieder neue faszinierende Panoramen. Als wir schon einigermaßen lang unterwegs sind und noch nicht wirklich Strecke gutgemacht haben auf der Karte, sind wir schon ziemlich hoch oben – und plötzlich gibt es Schneeregen! Der erste Schnee, den ich in Spanien seh! Die Freude wird größer, als der Schneeregen in Schnee übergeht, doch als es noch immer kurvig bergauf geht, ist die Freude langsam vorbei und es wird eher zur Geduldsprobe ... glücklicherweise haben wir Winterreifen auf meinem Auto, und ein paar Autos fahren vor uns ... es ist inzwischen mehr ein Schneesturm, die Straßen sind mit 15 – 20 cm Schnee bedeckt, einige Autos werden weitergezogen ... außerdem wird es schon ziemlich dunkel. Und wir sind noch lange nicht in Burgos. Wir entscheiden, erst einmal bis zum nächsten Dorf zu fahren, langsam werden die Kilometeranzeigen dorthin auch weniger ... und nach etwa 45 Minuten im Schnee sind wir endlich wieder auf freien Straßen, es geht bergab und wir erreichen den Ort. An der Tankstelle empfehlen sie uns, auf keinen Fall unsere eigentlich geplante Strecke zu fahren, da dort noch einge höhere Pässe zu fahren wären. Also müssen wir die gebührenpflichtige Autobahn nehmen – wohl die beste Wahl, denn auch dort fahren wir nochmal kurz im Schnee. Aber am Ende kommen wir ziemlich spät wieder gut in Burgos an ... und es gibt erst mal was richtiges zu Essen ... Eine tolle Reise, die am Ende eher ein Abenteuer war!

Moni zu Besuch

Endlich ist es so weit: die Woche mit zwei Feiertagen ist da! Denn Spanien feiert noch ein paar Feiertage mehr als wir in Deutschland, und so eben auch den 6. und 8. Dezember. Und weil die Moni grad nix zu tun hat, hat sie die super tolle Entscheidung getroffen und mich in Spanien besucht!

Nachdem sie am Mittwochabend endlich ankommt, steht natürlich zuerst die obligatorische Tour durch Burgos auf dem Programm. Es ist zwar ziemlich kalt, aber die Stadt ist mit Weihnachtsbeleuchtung noch schöner (wenn die auch ab und zu ziemlich kitschig ist). Danach gehen wir noch in ein ein paar Kneipen das ein oder andere Bierchen trinken, und schon ist es an der Zeit, uns für die nächsten Tage etwas auszuschlafen.

27. November 2006

Plätzchen backen in Spanien

In einem anderen Land zu leben ist ja gut und schön, aber auf einige deutsche Traditionen kann man eben nicht verzichten. Und dazu gehören eindeutig: Plätzchen in der Vorweihnachtszeit! Also fahren Alexia, Heidi und ich am Samstag Nachmittag Einkaufen, doch das gestaltet sich erstmal schwieriger als erwartet: die Spanier verfügen nämlich nicht wirklich über die ganzen Zutaten, die man eben für gute Plätzchen benötigt (wie Puderzucker, gemahlene Nüsse, Marzipan, Vanillezucker). Also klappern wir einen Laden nach dem anderen ab – bei Lidl finden wir dann immerhin deutsche Lebkuchen und Spekulatius, und nach langer Suche und mit den Nerven am Ende haben wir dann nach und nach alles zusammen, was wir brauchen. Also starten wir endlich mit backen, was dann seine Zeit dauert. Bisschen improvisieren ist auch gefragt, da wir natürlich keine Waage haben (also schätzen bzw. mit Messbecher), kein Nudelholz (also mit einer Weinflasche), keinen Pinsel zum Bestreichen usw. Zwischendrin kommt dann noch Christine vorbei und macht uns leckeren Punsch (da es hier anscheinend auch keinen Glühwein gibt), um die Weihnachtsstimmung perfekt zu machen. Die Plätzchen werden wirklich gut – fast wie zuhause – und um 11 Uhr abends, pünktlich zum Weggehn, haben wir dann auch endlich alle Teige verarbeitet und sind doch ein bisschen fertig – was uns aber natürlich nicht vom Weggehn abhalten kann ... Die Plätzchen werden zwar auf keinen Fall bis Weihnachten reichen (obwohl jede drei Tupperschüsseln davon hat), aber immerhin hatten wir auch hier in Spanien welche – und unseren Spaß beim Backen. Und Lebkuchen usw. gibts ja auch bei Lidl in Spanien!

20. November 2006

De Fiesta en Madrid

Lang hat’s gedauert, aber endlich ist das Wochenende da: Party in Madrid!!! Zur Ehre von Katharina, die mal schnell für ein Wochenende von München nach Madrid fliegt, bin ich natürlich zur Stelle und wir treffen uns in Madrid – genauso wie Lisa, die gerade in Gandía studiert und mit Kathrin angereist ist ... Als ich am Samstag Mittag ankomme, wecke ich erstmal die Mädels, die noch etwas geschlaucht sind von der vorherigen Nacht. Doch nichts desto trotz machen wir uns nach einem kleinen Frühstück auf eine Sightseeing-Tour durch Madrid, die aber wegen ekligem Nieselregens gar nicht so berauschend wird. Aber wozu gibt es Cafés ... Wir sehen trotzdem den Großteil von Madrid’s Touristenzielen, doch nach stundenlangem und kilometerweitem Fußmarsch reicht es dann auch für’s erste. Schließlich soll auch noch Zeit zum Stylen für Madrid’s Nacht bleiben! ;-)

Nach einem Döner (das perfekte Abendessen vorm Weggehn) geht es erst mal in eine ganz gemütliche Bar, bevor wir ins „Kapital“ ziehen. Das „Kapital“ ist eine 7-stöckige Discothek, in der man regulär mal schlappe 15 € Eintritt zahlt – da wir aber gute Connections haben ;-) zahlen wir „nur“ 12 € incl. zwei Freigetränken – gar nicht mal so übel, wenn man bedenkt, dass kein Getränk unter 7 € kostet! Madrid eben...

Der Club ist dann auch wirklich gut, und „schon“ um zwei Uhr, als wir ankommen, ziemlich gut gefüllt. Klar gibt es für jeden Musikgeschmack etwas – und ich muss schon sagen, die Gogo-Tänzer sind echt lecker! :-)

Irgendwann geht dann auch die Nacht zu Ende und nach nur vier Stunden Schlaf heißt es auschecken aus dem Hostel. Dementsprechend anstrengend wird der Sonntag – doch wir wollen bei strahlendem Sonnenschein auf jeden Fall raus und besichtigen nicht wie geplant den berühmten Prado. Stattdessen schlendern wir durch den berühmtesten Flohmarkt Spaniens (man kann sich echt nicht vorstellen, wie groß der ist, wenn man ihn nicht selber gesehen hat – er erstreckt sich über ein ganzes Stadtviertel!), wo aber eindeutig viel zu viele Leute unterwegs sind. Also drehen wir noch eine Runde in Madrid, bevor wir uns eine spanische Paella gönnen und am Nachmittag die Sonne am Plaza Mayor ins Gesicht scheinen lassen. Dann ist das Wochenende leider schon wieder vorbei (obwohl ich mich schon wieder auf längere Nächte freue). Eigentlich bin ich ganz froh, nicht in Madrid zu wohnen, weil 1. zu teuer und 2. viel zu viele Leute die deutsch oder englisch sprechen - aber natürlich hat eine Großstadt auch seine Vorzüge....

Mädels, hat mich echt gefreut und riesig Spaß gemacht!!

18. November 2006

Fiestas de Químicas

Ausnahmezustand in der Chemie-Fakultät der Uni: Da am 17.11. Namenstag des Patrons dieser Fakultät ist (jede Fakultät hat hier einen eigenen Namenspatronen), ist die gesamte Fakultät schon Wochen vorher am Vorbereiten für die größte Feierlichkeit der Uni und der Stadt: die legendären Fiestas de Químicas. Erstmal bekommt jeder Student ein T-Shirt der Fakultät. Und da sie ja Chemiker sind, noch jeder einen weißen Kittel, auf dem dann gekennzeichnet ist, ob man „L“ ist – also ein Frischling an der Uni (kommt von den Fahrschulen – die haben immer ein „L“ auf dem Dach, und wenn man frisch den Führerschein gemacht hat, muss man im Auto hinten ein Jahr lang ein „L“-Schild hängen haben), oder schon XL oder XXXXXXXL (X steht für die studierten Jahre). Neun Tage vorher treffen sich dann alle Studenten der Fakultät morgens, um am ersten Tag einen Becher (ekligen) Rotwein zu trinken, am zweiten Tag zwei usw., bis zum Tag der Party eben neun Becher. An den ersten Tagen geht man dann auch noch regulär zur Vorlesung, doch die letzten Tage ist kurzerhand vorlesungsfrei ... auch nicht übel – nur blöd, dass ich nicht Chemie studiere ;-). Am Donnerstag ist also der erste Tag der Party – geht morgens los mit den neun Bechern und ziemlich bescheuerten Trinkspielchen (gut, dass ich nicht Chemie studiere), bevor dann am Abend mit zwei Live-Bands die eigentliche Party eingeläutet wird. Irgendwann erscheinen wir dann auch – die Busse in der Stadt sind restlos überfüllt, es werden Sonderbusse eingesetzt, schließlich müssen einige tausend Leute ans Ende der Stadt gekarrt werden. Vor dem Partygelände findet schon der typische Botellon statt – also trinken im freien – obwohl es ca. 5 Grad hat ... Spanier ... Endlich sehen wir dann das Partyzelt – kaum zu glauben, aber wahr: ein riesiges Bierzelt ... das ganze wird also zu einer Art Bierzeltdisco ausarten – ok, wenn wir da schon in Deutschland nicht hingehn, dann wenigstens in Spanien ;-). Es ist dann auch wirklich genauso, mit einer Besonderheit: es gibt Calimocho (also Wein mit Cola) aus der Zapfanlage ... Spanier.

Nicht, dass die Party nach einem Tag schon zu Ende wär. Erst mal geht es nach Ende der Bierzeltdisco weiter in die Innenstadt in die legendären Kneipenzonen – und am nächsten Abend fängt das ganze wieder von vorne an. Diesmal hören wir uns auch die Live-Bands an, die eigentlich ziemlich gute Musik machen, doch leider ist das Wetter an diesem Abend noch schlechter – es regnet in Strömen und ist ziemlich windig, natürlich auch dementsprechend kalt. Deshalb zieht es nicht wirklich viele Leute auf die Party ... und gibt uns die Gelegenheit, relativ früh wieder nach Hause zu gehen ... schadet auch mal nix.

5. November 2006

Spanien wird umgegraben

Ich hab mir ja bei meinen Ausflügen schon immer gedacht, dass es auffällig viele Baustellen in Spanien gibt (und bei jeder Baustelle steht ein Schild mit der Projektbeschreibung und den Kosten – auf den Cent genau). Die meisten Projekte sind irgendwie von Geldern der EU finanziert (wo Spanien bis jetzt noch größter Nettoempfänger ist – und Deutschland größter Nettozahler ... d.h. wir finanzieren das alles!). Heute hab ich in der Zeitung eine Anzeige gesehen mit einigen Baustellen in Burgos – wenn ihr euch das Foto anschaut, besteht Burgos also im Moment aus nichts als Baustellen ... das bläuliche ist das Stadtgebiet und die Pfeile zeigen alle auf Baustellen ;-) Dann stellt euch das ganze für fast jede Stadt und jedes Dorf in Spanien vor, zusätzlich noch die ganzen Straßenbauten ...

3. November 2006

Familie zu Besuch

So, eine Woche lang darf ich jetzt Reiseführer für meinen Vater und meine Brüder Thomas und Andreas spielen, die für fünf Tage zu Besuch sind und natürlich etwas vom Norden Spaniens sehen wollen.

SAN SEBASTIÁN UND BASKENLAND:

Am Montagmorgen machen wir uns nach einer sehr kurzen Nacht auf den Weg nach San Sebastián. Der Kommentar meines Vaters, als wir aus Burgos rausfahren: „Das sieht ja aus wie eine Mondlandschaft!“ So schlimm ist es dann auch wieder nicht, aber richtig, es ist schon etwas karg, bis wir einigermaßen nah an der Küste sind. Leider ist das Wetter an der Küste nicht so gut wie im Landesinneren, der Himmel ist nebelverhangen. Aber egal, wenn wir schon mal da sind schauen wir uns trotzdem die Stadt an. Danach fahren wir ein Stück an der Küste entlang, doch da das Wetter nicht besser zu werden scheint, geht es Richtung Landesinneres. Vorbei an einigen kleineren Ortschaften, die mehr Betonplattensiedlungen gleichen als Wohngegenden und nicht wirklich zum Wohnen einladen, erreichen wir den Berg Urkiola. Als wir auf den Pass fahren, haben wir schon eine fantastische Sicht auf die Umliegenden Berge. Oben angekommen, machen wir eine kleine Wanderung und sehen zu, wie die Sonne hinter den Bergen verschwindet...

BURGOS:

Am nächsten Tag steht Burgos selber auf dem Programm. Da ich der Uni kurz einen Besuch abstatte, machen sie die drei Männer selber auf den Weg und gehen (nach ihren Aussagen) kilometerweit durch Burgos. Natürlich darf der Besuch der Kathedrale nicht fehlen. Damit auch kulinarisch etwas typisches aus der Region auf den Tisch kommt, gehen wir am Abend gemütlich in ein spanisches Restaurant (nachdem wir am Tag vorher schon Paella gegessen haben und es mit meinen spanischen Kochkünsten nicht so weit her ist) und essen u.a. Morcilla (Spezialität aus Burgos = Blutwurst), eine typische Suppe mit Knoblauch und vielen Sachen vom Schwein sowie verschiedene Braten, die hier sehr oft auf der Karte stehen.

LEÓN UND UMGEBUNG:

Der dritte Tag führt uns zuerst nach León, einer mit Burgos vergleichbaren Stadt. Natürlich steht auch dort (wie in jeder Stadt in Spanien) eine Kathedrale; außerdem ist noch ein gutes Stück von den römischen Stadtmauern erhalten. Wir gehen durch die Innenstadt, da wir aber wegen dem Nebel nicht viel sehen, machen wir uns bald wieder auf den Weg. Vorbei an dem netten Städtchen Astorga erreichen wir schon nach kurzer Fahrt die kleine Straße, die uns durch das Bergland der Maragatería nach Ponferrada führen soll. Leider ist es am Anfang noch ziemlich neblig, doch das tut der Ursprünglichkeit dieser kleinen Dörfer am Wegrand keinen Abbruch. Die Gegend ist kaum bewohnt, doch die kleinen Siedlungen sind umso eindrucksvoller. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch eines dieser Dörfer (Castrillo de los Polvazares), das unter Denkmalschutz steht – wohl zurecht, denn jedes Haus ist aus den gleichen roten Steinen gebaut, und grüne Farbe für Türen und Fensterläden gab es wohl zu einem Sonderpreis. Das Dorf erstreckt sich praktisch nur an der Hauptstraße entlang, die aus kleinen Steinen besteht und ziemlich holprig ist. Bis wir auf dem Pass angekommen sind, kommen wir noch an einigen halb verfallenen Dörfern vorbei. Als wir endlich oben sind, hat sich der Nebel endlich verzogen und wir haben einen super Ausblick auf die Umliegenden Gipfel und Täler.

Wieder unten angekommen, führt uns der Weg in das ehemalige Bergbaugebiet Las Médulas. Erst kurz vor dem kleinen Ort sieht man diese bizarre Berglandschaft – rote Gipfel ragen in die Höhe, mit Erde wie in Australien ... oder auf dem Mars. Dieses Gebiet ist eine fantastische Gegend, jedoch von Menschenhand geschaffen: Die Römer bauten hier Gold in den ersten Jahrhunderten n.Chr. Gold ab; durch die Überflutungen wurde der Berg teilweise zum Einsturz gebracht. Wir unternehmen eine kleine Wanderung und sehen das Gebiet aus der Ferne – genauso wie die umliegenden Bergketten. Doch erst nachdem wir mit dem Auto zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt gefahren sind, können wir von der anderen Seite das riesige Ausmaß dieses Gebiets (das übrigens Unesco Weltkulturerbe ist) sehen. Man kommt sich vor, wie auf einem anderen Stern...

SIERRA DE LA DEMANDA:

Wir fahren in die direkte Umgebung von Burgos Richtung La Rioja, in die Sierra de la Demanda. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir nach abwechslungsreichen Landschaften einen ersten Stausee. Am Rand des Sees liegen Reste des Dorfes, das hier wohl einmal gestanden hat. Aufgrund der Wiesen in dieser Höhe sieht das Zusammenspiel vom Grün der Wiesen, dem klaren See und den Steinen aus, wie Bilder aus Schottland. Nach einem Spaziergang über die Staumauer führt uns der Weg weiter durch die Berge, wo an den Hängen verschiedene Baumarten wie mit dem Lineal gezeichnet abgetrennt sind. Vorbei an einem weiteren Stausee und einigen Schafherden auf der Straße kommen wir an den höchsten Punkt des Passes und gehen den Rest des Weges auf den Gipfel zu Fuß. Von dort oben (1.500 m) hat man einen tollen Blick auf die komplette Sierra. Auf der anderen Seite geht es natürlich auch wieder hinunter, vorbei an vielen traditionellen Dörfern und ständig wechselnden Landschaften. Bei einem kleinen Abstecher nach Neila treffen wir am Wegrand häufig Kühe an, die hier anscheinend ohne Zaun und Grenzen weiden dürfen.

Der beeindruckendste Teil der Strecke kommt jetzt: die Straße, die immer enger und kurviger wird, führt direkt an den Berghängen entlang, oberhalb eines Flusses und mehrerer Stausseen durch das Tal. An einem Stausee, der noch ziemlich neu zu sein scheint, sieht man noch Hauswände aus dem Wasser ragen. Auf der anderen Seite der Straße ragen die hohen Felsen empor, die teilweise grünlich sind. Überall, auch wenn der Untergrund noch so karg ist, sieht man Kühe, Pferde oder Schafe weiden, ab und zu steht ein alter Stall an den steilen Hängen. Auf der anderen Seite des Tals sieht man die Brücken der Wasserleitungen, die vor langer Zeit zum Bewässern der Weinstöcke im Tal gebaut wurden. Dort kommen wir dann nach einer langen, aber schönen Fahrt auch hin. (Jetzt weiß ich auch, warum der Wein aus dem Gebiet La Rioja rot ist: weil die Weinreben auf roter Erde wachsen ;-))

EL ESCORIAL:

Am letzten Tag machen wir uns früh bei Sonnenaufgang auf den Weg in Richtung Madrid. Bis zur Sierra de Guadarrama nördlich von Madrid scheint das Wetter noch einigermaßen schön zu sein, doch das ändert schlagartig, als wir die Berge erreichen. Ziemlich dichter Nebel und Regen wird uns den ganzen Tag begleiten. Also lassen wir die Stadtbesichtigung von Madrid sausen und fahren stattdessen zum Schloss bzw. Kloster San Lorenzo de El Escorial ein Stück nördlich von Madrid. Der Bau, der Weltkulturerbe ist (und von den Spaniern als achtes Weltwunder bezeichnet wird), ist der größte Renaissance-Bau der Welt und wird von der Größe der Grundfläche her nur vom Vatikan überragt. Das Schloss war Residenz der spanischen Könige, die alle in der Gruft bestattet sind. Der Rundgang durch das Gebäude ist ziemlich beeindruckend, nur der Blick von außen und die Aussicht wird von Nebel und Regen behindert.

Damit ist die Woche auch schon wieder vorbei. Wegen der Ausflüge habe ich viel von der abwechlungsreichen Landschaft Spaniens gesehen, die ich vorher noch nicht kannte, und außerdem durch die abgelegenen Dörfer ein bisschen das ursprüngliche Spanien kennengelernt.