27. November 2006

Plätzchen backen in Spanien

In einem anderen Land zu leben ist ja gut und schön, aber auf einige deutsche Traditionen kann man eben nicht verzichten. Und dazu gehören eindeutig: Plätzchen in der Vorweihnachtszeit! Also fahren Alexia, Heidi und ich am Samstag Nachmittag Einkaufen, doch das gestaltet sich erstmal schwieriger als erwartet: die Spanier verfügen nämlich nicht wirklich über die ganzen Zutaten, die man eben für gute Plätzchen benötigt (wie Puderzucker, gemahlene Nüsse, Marzipan, Vanillezucker). Also klappern wir einen Laden nach dem anderen ab – bei Lidl finden wir dann immerhin deutsche Lebkuchen und Spekulatius, und nach langer Suche und mit den Nerven am Ende haben wir dann nach und nach alles zusammen, was wir brauchen. Also starten wir endlich mit backen, was dann seine Zeit dauert. Bisschen improvisieren ist auch gefragt, da wir natürlich keine Waage haben (also schätzen bzw. mit Messbecher), kein Nudelholz (also mit einer Weinflasche), keinen Pinsel zum Bestreichen usw. Zwischendrin kommt dann noch Christine vorbei und macht uns leckeren Punsch (da es hier anscheinend auch keinen Glühwein gibt), um die Weihnachtsstimmung perfekt zu machen. Die Plätzchen werden wirklich gut – fast wie zuhause – und um 11 Uhr abends, pünktlich zum Weggehn, haben wir dann auch endlich alle Teige verarbeitet und sind doch ein bisschen fertig – was uns aber natürlich nicht vom Weggehn abhalten kann ... Die Plätzchen werden zwar auf keinen Fall bis Weihnachten reichen (obwohl jede drei Tupperschüsseln davon hat), aber immerhin hatten wir auch hier in Spanien welche – und unseren Spaß beim Backen. Und Lebkuchen usw. gibts ja auch bei Lidl in Spanien!

20. November 2006

De Fiesta en Madrid

Lang hat’s gedauert, aber endlich ist das Wochenende da: Party in Madrid!!! Zur Ehre von Katharina, die mal schnell für ein Wochenende von München nach Madrid fliegt, bin ich natürlich zur Stelle und wir treffen uns in Madrid – genauso wie Lisa, die gerade in Gandía studiert und mit Kathrin angereist ist ... Als ich am Samstag Mittag ankomme, wecke ich erstmal die Mädels, die noch etwas geschlaucht sind von der vorherigen Nacht. Doch nichts desto trotz machen wir uns nach einem kleinen Frühstück auf eine Sightseeing-Tour durch Madrid, die aber wegen ekligem Nieselregens gar nicht so berauschend wird. Aber wozu gibt es Cafés ... Wir sehen trotzdem den Großteil von Madrid’s Touristenzielen, doch nach stundenlangem und kilometerweitem Fußmarsch reicht es dann auch für’s erste. Schließlich soll auch noch Zeit zum Stylen für Madrid’s Nacht bleiben! ;-)

Nach einem Döner (das perfekte Abendessen vorm Weggehn) geht es erst mal in eine ganz gemütliche Bar, bevor wir ins „Kapital“ ziehen. Das „Kapital“ ist eine 7-stöckige Discothek, in der man regulär mal schlappe 15 € Eintritt zahlt – da wir aber gute Connections haben ;-) zahlen wir „nur“ 12 € incl. zwei Freigetränken – gar nicht mal so übel, wenn man bedenkt, dass kein Getränk unter 7 € kostet! Madrid eben...

Der Club ist dann auch wirklich gut, und „schon“ um zwei Uhr, als wir ankommen, ziemlich gut gefüllt. Klar gibt es für jeden Musikgeschmack etwas – und ich muss schon sagen, die Gogo-Tänzer sind echt lecker! :-)

Irgendwann geht dann auch die Nacht zu Ende und nach nur vier Stunden Schlaf heißt es auschecken aus dem Hostel. Dementsprechend anstrengend wird der Sonntag – doch wir wollen bei strahlendem Sonnenschein auf jeden Fall raus und besichtigen nicht wie geplant den berühmten Prado. Stattdessen schlendern wir durch den berühmtesten Flohmarkt Spaniens (man kann sich echt nicht vorstellen, wie groß der ist, wenn man ihn nicht selber gesehen hat – er erstreckt sich über ein ganzes Stadtviertel!), wo aber eindeutig viel zu viele Leute unterwegs sind. Also drehen wir noch eine Runde in Madrid, bevor wir uns eine spanische Paella gönnen und am Nachmittag die Sonne am Plaza Mayor ins Gesicht scheinen lassen. Dann ist das Wochenende leider schon wieder vorbei (obwohl ich mich schon wieder auf längere Nächte freue). Eigentlich bin ich ganz froh, nicht in Madrid zu wohnen, weil 1. zu teuer und 2. viel zu viele Leute die deutsch oder englisch sprechen - aber natürlich hat eine Großstadt auch seine Vorzüge....

Mädels, hat mich echt gefreut und riesig Spaß gemacht!!

18. November 2006

Fiestas de Químicas

Ausnahmezustand in der Chemie-Fakultät der Uni: Da am 17.11. Namenstag des Patrons dieser Fakultät ist (jede Fakultät hat hier einen eigenen Namenspatronen), ist die gesamte Fakultät schon Wochen vorher am Vorbereiten für die größte Feierlichkeit der Uni und der Stadt: die legendären Fiestas de Químicas. Erstmal bekommt jeder Student ein T-Shirt der Fakultät. Und da sie ja Chemiker sind, noch jeder einen weißen Kittel, auf dem dann gekennzeichnet ist, ob man „L“ ist – also ein Frischling an der Uni (kommt von den Fahrschulen – die haben immer ein „L“ auf dem Dach, und wenn man frisch den Führerschein gemacht hat, muss man im Auto hinten ein Jahr lang ein „L“-Schild hängen haben), oder schon XL oder XXXXXXXL (X steht für die studierten Jahre). Neun Tage vorher treffen sich dann alle Studenten der Fakultät morgens, um am ersten Tag einen Becher (ekligen) Rotwein zu trinken, am zweiten Tag zwei usw., bis zum Tag der Party eben neun Becher. An den ersten Tagen geht man dann auch noch regulär zur Vorlesung, doch die letzten Tage ist kurzerhand vorlesungsfrei ... auch nicht übel – nur blöd, dass ich nicht Chemie studiere ;-). Am Donnerstag ist also der erste Tag der Party – geht morgens los mit den neun Bechern und ziemlich bescheuerten Trinkspielchen (gut, dass ich nicht Chemie studiere), bevor dann am Abend mit zwei Live-Bands die eigentliche Party eingeläutet wird. Irgendwann erscheinen wir dann auch – die Busse in der Stadt sind restlos überfüllt, es werden Sonderbusse eingesetzt, schließlich müssen einige tausend Leute ans Ende der Stadt gekarrt werden. Vor dem Partygelände findet schon der typische Botellon statt – also trinken im freien – obwohl es ca. 5 Grad hat ... Spanier ... Endlich sehen wir dann das Partyzelt – kaum zu glauben, aber wahr: ein riesiges Bierzelt ... das ganze wird also zu einer Art Bierzeltdisco ausarten – ok, wenn wir da schon in Deutschland nicht hingehn, dann wenigstens in Spanien ;-). Es ist dann auch wirklich genauso, mit einer Besonderheit: es gibt Calimocho (also Wein mit Cola) aus der Zapfanlage ... Spanier.

Nicht, dass die Party nach einem Tag schon zu Ende wär. Erst mal geht es nach Ende der Bierzeltdisco weiter in die Innenstadt in die legendären Kneipenzonen – und am nächsten Abend fängt das ganze wieder von vorne an. Diesmal hören wir uns auch die Live-Bands an, die eigentlich ziemlich gute Musik machen, doch leider ist das Wetter an diesem Abend noch schlechter – es regnet in Strömen und ist ziemlich windig, natürlich auch dementsprechend kalt. Deshalb zieht es nicht wirklich viele Leute auf die Party ... und gibt uns die Gelegenheit, relativ früh wieder nach Hause zu gehen ... schadet auch mal nix.

5. November 2006

Spanien wird umgegraben

Ich hab mir ja bei meinen Ausflügen schon immer gedacht, dass es auffällig viele Baustellen in Spanien gibt (und bei jeder Baustelle steht ein Schild mit der Projektbeschreibung und den Kosten – auf den Cent genau). Die meisten Projekte sind irgendwie von Geldern der EU finanziert (wo Spanien bis jetzt noch größter Nettoempfänger ist – und Deutschland größter Nettozahler ... d.h. wir finanzieren das alles!). Heute hab ich in der Zeitung eine Anzeige gesehen mit einigen Baustellen in Burgos – wenn ihr euch das Foto anschaut, besteht Burgos also im Moment aus nichts als Baustellen ... das bläuliche ist das Stadtgebiet und die Pfeile zeigen alle auf Baustellen ;-) Dann stellt euch das ganze für fast jede Stadt und jedes Dorf in Spanien vor, zusätzlich noch die ganzen Straßenbauten ...

3. November 2006

Familie zu Besuch

So, eine Woche lang darf ich jetzt Reiseführer für meinen Vater und meine Brüder Thomas und Andreas spielen, die für fünf Tage zu Besuch sind und natürlich etwas vom Norden Spaniens sehen wollen.

SAN SEBASTIÁN UND BASKENLAND:

Am Montagmorgen machen wir uns nach einer sehr kurzen Nacht auf den Weg nach San Sebastián. Der Kommentar meines Vaters, als wir aus Burgos rausfahren: „Das sieht ja aus wie eine Mondlandschaft!“ So schlimm ist es dann auch wieder nicht, aber richtig, es ist schon etwas karg, bis wir einigermaßen nah an der Küste sind. Leider ist das Wetter an der Küste nicht so gut wie im Landesinneren, der Himmel ist nebelverhangen. Aber egal, wenn wir schon mal da sind schauen wir uns trotzdem die Stadt an. Danach fahren wir ein Stück an der Küste entlang, doch da das Wetter nicht besser zu werden scheint, geht es Richtung Landesinneres. Vorbei an einigen kleineren Ortschaften, die mehr Betonplattensiedlungen gleichen als Wohngegenden und nicht wirklich zum Wohnen einladen, erreichen wir den Berg Urkiola. Als wir auf den Pass fahren, haben wir schon eine fantastische Sicht auf die Umliegenden Berge. Oben angekommen, machen wir eine kleine Wanderung und sehen zu, wie die Sonne hinter den Bergen verschwindet...

BURGOS:

Am nächsten Tag steht Burgos selber auf dem Programm. Da ich der Uni kurz einen Besuch abstatte, machen sie die drei Männer selber auf den Weg und gehen (nach ihren Aussagen) kilometerweit durch Burgos. Natürlich darf der Besuch der Kathedrale nicht fehlen. Damit auch kulinarisch etwas typisches aus der Region auf den Tisch kommt, gehen wir am Abend gemütlich in ein spanisches Restaurant (nachdem wir am Tag vorher schon Paella gegessen haben und es mit meinen spanischen Kochkünsten nicht so weit her ist) und essen u.a. Morcilla (Spezialität aus Burgos = Blutwurst), eine typische Suppe mit Knoblauch und vielen Sachen vom Schwein sowie verschiedene Braten, die hier sehr oft auf der Karte stehen.

LEÓN UND UMGEBUNG:

Der dritte Tag führt uns zuerst nach León, einer mit Burgos vergleichbaren Stadt. Natürlich steht auch dort (wie in jeder Stadt in Spanien) eine Kathedrale; außerdem ist noch ein gutes Stück von den römischen Stadtmauern erhalten. Wir gehen durch die Innenstadt, da wir aber wegen dem Nebel nicht viel sehen, machen wir uns bald wieder auf den Weg. Vorbei an dem netten Städtchen Astorga erreichen wir schon nach kurzer Fahrt die kleine Straße, die uns durch das Bergland der Maragatería nach Ponferrada führen soll. Leider ist es am Anfang noch ziemlich neblig, doch das tut der Ursprünglichkeit dieser kleinen Dörfer am Wegrand keinen Abbruch. Die Gegend ist kaum bewohnt, doch die kleinen Siedlungen sind umso eindrucksvoller. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch eines dieser Dörfer (Castrillo de los Polvazares), das unter Denkmalschutz steht – wohl zurecht, denn jedes Haus ist aus den gleichen roten Steinen gebaut, und grüne Farbe für Türen und Fensterläden gab es wohl zu einem Sonderpreis. Das Dorf erstreckt sich praktisch nur an der Hauptstraße entlang, die aus kleinen Steinen besteht und ziemlich holprig ist. Bis wir auf dem Pass angekommen sind, kommen wir noch an einigen halb verfallenen Dörfern vorbei. Als wir endlich oben sind, hat sich der Nebel endlich verzogen und wir haben einen super Ausblick auf die Umliegenden Gipfel und Täler.

Wieder unten angekommen, führt uns der Weg in das ehemalige Bergbaugebiet Las Médulas. Erst kurz vor dem kleinen Ort sieht man diese bizarre Berglandschaft – rote Gipfel ragen in die Höhe, mit Erde wie in Australien ... oder auf dem Mars. Dieses Gebiet ist eine fantastische Gegend, jedoch von Menschenhand geschaffen: Die Römer bauten hier Gold in den ersten Jahrhunderten n.Chr. Gold ab; durch die Überflutungen wurde der Berg teilweise zum Einsturz gebracht. Wir unternehmen eine kleine Wanderung und sehen das Gebiet aus der Ferne – genauso wie die umliegenden Bergketten. Doch erst nachdem wir mit dem Auto zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt gefahren sind, können wir von der anderen Seite das riesige Ausmaß dieses Gebiets (das übrigens Unesco Weltkulturerbe ist) sehen. Man kommt sich vor, wie auf einem anderen Stern...

SIERRA DE LA DEMANDA:

Wir fahren in die direkte Umgebung von Burgos Richtung La Rioja, in die Sierra de la Demanda. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir nach abwechslungsreichen Landschaften einen ersten Stausee. Am Rand des Sees liegen Reste des Dorfes, das hier wohl einmal gestanden hat. Aufgrund der Wiesen in dieser Höhe sieht das Zusammenspiel vom Grün der Wiesen, dem klaren See und den Steinen aus, wie Bilder aus Schottland. Nach einem Spaziergang über die Staumauer führt uns der Weg weiter durch die Berge, wo an den Hängen verschiedene Baumarten wie mit dem Lineal gezeichnet abgetrennt sind. Vorbei an einem weiteren Stausee und einigen Schafherden auf der Straße kommen wir an den höchsten Punkt des Passes und gehen den Rest des Weges auf den Gipfel zu Fuß. Von dort oben (1.500 m) hat man einen tollen Blick auf die komplette Sierra. Auf der anderen Seite geht es natürlich auch wieder hinunter, vorbei an vielen traditionellen Dörfern und ständig wechselnden Landschaften. Bei einem kleinen Abstecher nach Neila treffen wir am Wegrand häufig Kühe an, die hier anscheinend ohne Zaun und Grenzen weiden dürfen.

Der beeindruckendste Teil der Strecke kommt jetzt: die Straße, die immer enger und kurviger wird, führt direkt an den Berghängen entlang, oberhalb eines Flusses und mehrerer Stausseen durch das Tal. An einem Stausee, der noch ziemlich neu zu sein scheint, sieht man noch Hauswände aus dem Wasser ragen. Auf der anderen Seite der Straße ragen die hohen Felsen empor, die teilweise grünlich sind. Überall, auch wenn der Untergrund noch so karg ist, sieht man Kühe, Pferde oder Schafe weiden, ab und zu steht ein alter Stall an den steilen Hängen. Auf der anderen Seite des Tals sieht man die Brücken der Wasserleitungen, die vor langer Zeit zum Bewässern der Weinstöcke im Tal gebaut wurden. Dort kommen wir dann nach einer langen, aber schönen Fahrt auch hin. (Jetzt weiß ich auch, warum der Wein aus dem Gebiet La Rioja rot ist: weil die Weinreben auf roter Erde wachsen ;-))

EL ESCORIAL:

Am letzten Tag machen wir uns früh bei Sonnenaufgang auf den Weg in Richtung Madrid. Bis zur Sierra de Guadarrama nördlich von Madrid scheint das Wetter noch einigermaßen schön zu sein, doch das ändert schlagartig, als wir die Berge erreichen. Ziemlich dichter Nebel und Regen wird uns den ganzen Tag begleiten. Also lassen wir die Stadtbesichtigung von Madrid sausen und fahren stattdessen zum Schloss bzw. Kloster San Lorenzo de El Escorial ein Stück nördlich von Madrid. Der Bau, der Weltkulturerbe ist (und von den Spaniern als achtes Weltwunder bezeichnet wird), ist der größte Renaissance-Bau der Welt und wird von der Größe der Grundfläche her nur vom Vatikan überragt. Das Schloss war Residenz der spanischen Könige, die alle in der Gruft bestattet sind. Der Rundgang durch das Gebäude ist ziemlich beeindruckend, nur der Blick von außen und die Aussicht wird von Nebel und Regen behindert.

Damit ist die Woche auch schon wieder vorbei. Wegen der Ausflüge habe ich viel von der abwechlungsreichen Landschaft Spaniens gesehen, die ich vorher noch nicht kannte, und außerdem durch die abgelegenen Dörfer ein bisschen das ursprüngliche Spanien kennengelernt.