5. Januar 2007

Kleiner Abstecher nach Portugal und wieder zurück Richtung "Heimat"

Am ersten Tag des neuen Jahres gehts also fitter als geplant weiter nach Portugal. Eigentlich wollten wir aufgrund außergewöhnlichen Umständen nach Sylvester nur bis Faro fahren, doch da diese ja nicht eingetreten sind, entschließen wir uns spontan, gleich bis an den südwestlichsten Punkt Portugals zu fahren, also einfach mal Portugal zu durchqueren. Die Fahrt durch die Algarve ist wirklich ein Genuß. Schon kurz nach der Grenze ändert sich das öde Landschaftsbild Spaniens: die sanften Hügel sind grün, zwischen den Oliven- und Mandarinenplantagen sieht man immer wieder nette kleine weiße Häuser stehen, die teilweise schon dem Bild eines perfekten Ferienhauses entsprechen... Dazu noch der strahlend Sonnenschein und die Blicke aufs Meer – hat was von einer perfekten Region!

Je weiter wir Richtung Westen fahren, um so weniger Strandküste sieht man.
An der Südwestspitze Europas am Cabo de São Vicente haben wir einen fantastischen Blick über die 60 m hohe Steilküste, die oben wie abgeschnitten wirkt. Die starke Brandung schlägt an die Felsen und kommt durch ausgespülte Löcher als Wasserschaum wieder zurück. Auf der Fahrt zurück nach Faro, wo wir übernachten, erleben wir einen wunderbaren Sonnenuntergang in allen Farben mit. Schließlich übernachten wir in einem 3-Sterne-Hotel für 20 € incl. Frühstück – sowas kann man sich schon mal leisten! Die Altstadt von Faro ist so richtig alt und sieht ziemlich unbewohnt aus. Generell sind fast keine Menschen auf der Straße und fast alle Lokale haben geschlossen. Die Spanier machen wohl nix am 1. Januar... Aber es ist trotzdem ganz nett durch die Stadt und Fußgängerzone mit rotem Teppich zu gehen...

Am Morgen schlagen wir uns am Frühstücksbuffet so richtig den Bauch voll und machen uns auf den langen Weg nach Lissabon. Wir fahren durch Wald und Gebirge und nur selten kommen wir an einem Dorf vorbei. Die Landschaft wird ziemlich eintönig je weiter wir in den Norden fahren. Und dann sind wir endlich in Lissabon! Die Stadt liegt an einem Flussufer verstreut über einige steile Hügel und Täler. Zuerst fahren wir mit einer der berühmten Electrónicos (uralte Straßenbahnen) hinauf ins älteste Viertel der Stadt, die Alfama. Die Häuser sehen teilweise ziemlich verfallen aus, und fast alle sind mit Kacheln verkleidet. Von den Aussichtspunkten bietet sich ein fantastischer Ausblick auf den Fluss und über die Stadt mit ihren weißen Kirchen und den vielen Häuserdächern. Wir gehen etwas durch das Stadtviertel, bis wir zur mittelalterlichen Kathedrale kommen, in der so gut wie nichts drin ist.

Wieder unten angekommen, bewundern wir das wirklich unvorstellbar große Stadttor. Als wir mit der Tram in einen anderen Stadtteil fahren, fallen uns die viele Statuen an Plätzen auf (anscheinend hat jeder wichtige Portugiese eine Statue bekommen). Im Stadtteil Belém stehen die zwei bedeutendsten Bauwerke, die das Erdbeben Lissabons 1755 überstanden haben, bei dem fast die gesamte Stadt zerstört wurde. Zum einen ein riesiger Klosterkomplex, und zum anderen das Wahrzeichen der Stadt, der Torre de Belém. Leider kommen wir 5 Minuten zu spät am Turm an und können ihn leider nicht mehr besteigen. Aber dafür sehen wir wieder einmal einen traumhaften Sonnenuntergang... Vorbei an einer Seefahrerstatue am Ufer geht es zurück ins Zentrum und hinauf ins Viertel Chiado, das aus vielen Einkaufsstraßen mit wirklich schönen Häusern und Läden besteht. Wir gönnen uns einen Kaffee in einem Traditionscafé, wo früher die Poeten ihre zeit verbracht haben. Kurioserweise stehen an der Bar zwei Gestalten, denen man den Beruf ganz einfach am Aussehen ablesen kann ;-) Daneben steht ein „Anti-Poet“, der wohl eher auf den Alkohol schwört... Weiter gehen wir durch das Bairro Alto, einem ziemlich alten Stadtviertel mit viele kleinen Gassen, Restaurants und Bars. Dort gönnen wir uns ein richtig gutes Abendessen mit Fisch und hören im Hintergrund die berühmte Musik Fado, die zu Lissabon gehört wie der Flamenco zu Sevilla...

Am nächsten Morgen starten wir eine kleine Rundreise im Westen von Lissabon durch grünes Bergland mit super Ausblicken auf die Küste. Wir stoppen am westlichsten Punkt des Kontinents, dem Cabo da Roca, an steiler Felsküste, natürlich wieder mit super Ausblick. Nächster Halt ist in Sintra, einer alten Maurenstadt mit einer alten königlichen Sommerresidenz, die aber leider geschlossen hatte. Also geht die Fahrt weiter Richtung Norden, und wir stoppen im denkmalgeschützten Óbidos. Die weißen, blumengeschmückten Häuser sind in einer Stadtmauer geborgen, die man besteigen kann – was wir natürlich machen.

Fátima, die weltberühmte Pilgerstädte, besuchen wir im Anschluss, nachdem wir kurvige und nicht gerade gute Straßen befahren müssen (Portugal hat also doch schlecht Straßen, aber wohl nicht so viele, wie uns die Spanier vorher erzählt haben). Vor der schönen weißen Kirche in Fátima befindet sich ein riesiger Platz (angeblich doppelt so groß wie der Petersplatz in Rom). Und schon sind wir wieder auf dem Weg Richtung Spanien. Eigentlich wollen wir noch ein, zwei Orte nahe der spanischen Grenze besuchen, doch daraus wird leider nichts mehr, da uns der Sonnenuntergang zuvor kommt. Der ist dann allerdings wirklich sehenswert, der Himmel „brennt“, auf der anderen Seite sind die Schleierwolken rosa und lila ... die Landschaft ist ziemlich bizarr: grün und hügelig, einzelne Bäume und überall überdimensionierte Dinosauriereier aus grauem Stein... Die Fahrt nach der Grenze bei Dunkelheit ist nicht mehr ganz so angenehm, da wir die lange Strecke bis Cáceres im dichtesten Nebel fahren.


Cáceres besitzt eine der besterhaltendsten mittelalterlichen Altstädte Spaniens. Auf den Türmen sehen wir überall Storchennester – mit Störchen! Und es hat nicht gerade sommerliche Temperaturen hier. Der Rest der Stadt ist nicht wirklich sehenswert. Also gehts weiter zu unserem letzten Ziel: Salamanca.


Die Stadt ist richtig schön. Alle Gebäude sind aus gelbem Sandstein gebaut, es gibt unzählige Bauwerke und Kirchen, der Plaza Mayor ist wirklich schön. Einige kuriose Sachen gibt es auch zu sehen, z.B. befindet sich im Türschmuck der Fassade der Kathedrale ein Astronaut, und an der Fassade der ältesten Uni Spaniens hat sich ein Frosch eingeschmuggelt. Alles ist sehr gut erhalten, es gibt schöne Einkaufsstraßen... leider sind die ganzen Studenten noch nicht in der Stadt, so dass nicht ganz so viel los ist. Am Abend gönnen wir uns ein richtig gutes Abschlussessen mit Stierfleisch (sehr empfehlenswert!), denn mit Salamanca ist unsere Tour beendet. Kathrin, Günther und Michi machen sich am nächsten Morgen mit dem Bus auf Richtung Gandia und ich fahre zurück nach Burgos, wo es am Abend aus irgendeinem Grund (wahrscheinlich Heilig Drei König – da gibt es in Spanien nämlich die Weihnachtsgeschenke) ein riesiges Feuerwerk gibt ... ein verspätetes Sylvesterfeuerwerk für mich!


Wir haben in diesen fast zwei Wochen sehr viel gesehen und erlebt, vielleicht zuviel für diese kurze Zeit. Es war teilweise ziemlich anstrengend, aber wir wussten vorher, dass wir ein großes Programm vor uns hatten. Ja, auch Urlaub und Sightseeing kann anstrengend werden ;-) Damit habe ich so ziemlich alles in Spanien gesehen, der Norden Portugals bleibt für einen Urlaub – und natürlich werde ich irgendwann die schönsten Orte wieder besuchen und bei einem längeren Aufenthalt richtig ausführlich kennenlernen!

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