17. Oktober 2006

Am Ende der Welt ...

Endlich ein verlängertes Wochenende! 12. Oktober – sagt niemandem in Deutschland etwas, ist aber Nationalfeiertag in Spanien. Und da der glücklicherweise auf einen Donnerstag fällt, ist natürlich am Freitag nicht wirklich jemand an der Uni anzutreffen – genauso wenig wir... Sarah, Alexia, Heidi, Christine und ich machen uns mal wieder auf die Reise. Dieses Mal heißt unser Ziel Galicien, die Region, die angeblich die schönste in Spanien sein soll - und wo es fast immer regnen soll ... sind ja schöne Aussichten! Aber wieder einmal sollen wir Glück mit dem Wetter haben und das Wochenende bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen verbringen ...

Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichen wir Lugo. Bis dahin ist die Fahrt noch
relativ eintönig; die Gegend sieht überall ziemlich gleich aus, doch im Hintergrund sieht man schon Berge. Außerdem fahren wir ein Stück am berühmten Camino de Santiago entlang. Die Pilger gehen direkt neben der Straße – ist nicht wirklich romantisch. Also, Lugo: Die Altstadt ist umgeben von ziemlich dicken und hohen Mauern, auf denen man die Stadt umrunden kann. Zufällig findet in der Altstadt, die komplett unter Denkmalschutz steht, ein mittelalterlicher Markt statt, auf dem anscheinend ganz Galicien anwesend ist. Außer der Altstadt gibt es in Lugo nicht viel zu sehen, also fahren wir weiter Richtung Küste. Die Gegend ist wahnsinnig schön; hügelig, alles ist grün, Wälder wechseln sich mit Weiden ab. Überall sieht man Pferde oder Kühe und dazwischen kleine Dörfer. Die Wiesen sind irgendwie grüner als bei uns, die Erde ist viel schwärzer, ab und zu sieht man wieder terracotta-farbene Erde. In Viveiro treffen wir zum ersten Mal auf das Meer (Rías Altas) und machen eine kurze Pause und einen kleinen Spaziergang durch das Örtchen. Danach fahren wir an der Küste weiter und kommen durch unzählige kleine Ortschaften. Leute sieht man nicht viele, und wenn dann sind sie ziemlich alt. Oft hat man von der Straße einen grandiosen Blick auf die Küste und das Meer.

Die erste Nacht verbringen wir in A Coruña, der „Stadt aus Glas“. Fast alle Häuserfronten haben eine zweite Glasfront, die vor Wind und Kälte schützt. In der Altstadt mit ihren vielen kleinen Plätzen reihen sich die Bars aneinander und abends ist deswegen dementsprechend viel los. Am nächsten Morgen drehen wir einige Runden in der Stadt (aus der man anscheinend nicht hinausfinden soll) und sehen dabei die Küstenlinie und einige Monumente, die etwas weiter von der Innenstadt entfernt sind. Als wir endlich draußen sind, fahren wir an der Costa da Morte (Todesküste) entlang. Die Gegend ist noch ländlicher, und es scheint, als ob die Industrialisierung nicht wirklich bis an diesen Zipfel Europas vorgedrungen ist. Alles ist hier sehr traditionell, man sieht viele (alte) Leute mit sehr sehr alten Maschinen und Geräten beim Arbeiten.

An einem der Kaps bleiben wir dann stehen und genießen die Sonne und den Blick aufs Meer. Zum Mittagessen bleiben wir in Laxe stehen, einem kleinen Ort am Meer, wo wir uns am Strand eine schöne Bräune auf die Haut brutzeln lassen. Das Wasser ist etwas zu kalt zum Baden, es hat geschätzte 15°C!

Den beeindruckendsten Teil der ganzen Küste sehen wir bei Muxia. Eine Kirche ist direkt ans Meer gebaut, die Wellen brechen an den großen Steinen an der Küste. Die Eindrücke sind eigentlich nicht zu beschreiben ... also am besten selber hinfahren. Schon allein deswegen lohnt sich eine Fahrt nach Galicien!!

Und dann ist es endlich so weit: wir sind am „Ende der Welt“ (Cabo Finisterra) angelangt. Nachdem wir am Tag vorher schon am nördlichsten Punkt Spaniens waren, sind wir jetzt am westlichsten Punkt (zumindest glaubte man das früher ... aber es ist immer noch fast der westlichste Punkt :-)). Ehrlich gesagt, haben wir uns das Ende der Welt etwas imposanter vorgestellt, aber egal. Außer den zahlreichen Buchten sieht man eigentlich nur sehr ruhiges Meer ...

Die Fahrt an der Küste zieht sich dann ziemlich, doch die Ausblicke entschädigen für alles. Da wir ziemlich spät am Abend nach Santiago de Compostela kommen, ist es ziemlich schwer, eine Unterkunft zu finden, doch nach einer Weile Suche werden wir doch noch fündig ... natürlich lassen wir es uns hier nicht entgehen, Meeresfrüchte zu essen, Galicien ist schließlich bekannt für beste Qualität! Die Stadtbesichtigung steht am nächsten Morgen auf dem Programm, und da muss natürlich die Kathedrale dabei sein, die wirklich schön ist. Man kann auch den Heiligen Jakob berühren, und da die Pilgerscharen ziemlich groß sind, muss man dementsprechend lange dafür anstehen. Aber man fährt schließlich nicht jeden Tag nach Santiago...

Danach fahren wir weiter auf die Illa de Arousa, eine kleine Insel in den Rías Bajas. Es ist auch ganz nett hier, aber mehr nicht. Deswegen verlieren wir keine Zeit und fahren nach O Grove, eine Halbinsel nicht weit davon. Hier sind gerade Feierlichkeiten rund um alles, was so im Meer schwimmt und was man essen kann. Es gibt riesige „Fresszelte“ mit allem, was man sich so vorstellen kann. Krake, Krebse, Fisch, Gambas ... Natürlich finden auch traditionelle Tanzaufführungen statt, alles in lokaler Tracht. Der Rest der Insel ist auch ziemlich schön, überall gibt es Sandstrände.

Einen kurzen Zwischenstopp an der Strecke legen wir in Combarro ein, einem kleinen Dorf, dessen Ortskern Nationalmonument ist, da es aus viele kleinen, alten Häusern besteht und unzählige Hórreos (Getreidespeicher) besteht. Nach einem kurzen Streifzug kommen wir dann in Pontevedra an, unserem nächsten Zwischen stopp. Die Stadt ist richtig sauber und herausgeputzt mit vielen Plätzen und netten Ecken. Mehr durch Zufall entdecken wir eine richtig urige Kneipe, wo wir dann die bekannten Weine der Region (Ribeiro und Albariño) probieren – und natürlich mal wieder vom Meeresgetier der Region essen.

Am nächsten Morgen fahren wir in das Örtchen Tui, das Grenzstadt zu Portugal ist. Ist ein nettes Städtchen – und natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, über die Grenze zu spazieren ... dort befindet sich in einer alten Festung der Grenzort Valenca do Minho auf portugiesischer Seite, in dem es anscheinend nur Geschäfte mit Handtüchern u.A. gibt (die komischerweise auch am Sonntag geöffnet sind). Nach einem Mittagessen in Portugal verlassen wir das Land wieder und machen uns auf den Rückweg.

Doch zuhause sind wir noch lange nicht. Zuerst machen wir einen Zwischenstopp in Ourense, was aber nicht wirklich sehenswert ist. Dafür umso mehr der Rest der Fahrt. Es gestaltet sich zwar etwas schwierig, den richtigen Weg zu finden – wir hätten uns wohl doch besser eine detaillierte Karte kaufen sollen – aber egal. Nach Ourense geht es so richtig ins Gebirge. Nach einer endlos scheinenden Fahrt (auf der wir so einige Zweifel haben, ob wir jemals wieder nach Burgos kommen ;-)) öffnet sich endlich der grandiose Blick wie im Reiseführer beschrieben. Wir befinden uns auf weiß-ich-nicht-wie-vielen-Metern Höhe und blicken in die gigantische Schlucht des Río Sil. Gut, ist mit dem Grand Canyon nicht zu vergleichen, aber immerhin! Die Fotos und Beschreibungen sagen natürlich mal wieder weniger als die erlebten Eindrücke ...

Wir fahren noch viele Kilometer in diesem Tal und an der Schlucht entlang, bis wir endlich wieder auf eine einigermaßen vernünftige und größere Straße kommen ... die dann auch die nächsten Stunden bis nach Burgos so bleiben soll ... Um 23 Uhr kommen wir dann ziemlich erdrückt von den ganzen Eindrücken wieder in Burgos an. Und ich kann euch nur empfehlen: schaut euch Galicien an!

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